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Die Kirche des „glorreichen Märtyrers“ in Beth Schemesch

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM / RAMAT BEIT SCHEMESCH, 23.10.2019 (IH) – Eine prächtige 1500 Jahre alte Kirche, verziert mit spektakulären Mosaikböden und griechischen Inschriften, ist in Ramat Beit Schemesch entdeckt worden – auf halber Strecke zwischen Jerusalem und Tel Aviv. Es wurde eine Mosaikinschrift gefunden, die den Ort einem ungenannten „glorreichen Märtyrer“ widmet. Eine neue Ausstellung im Bibelländer Museum in Jerusalem präsentiert der Öffentlichkeit ausgewählte Funde aus der Grabung.

Wer war der „glorreiche Märtyrer“, der durch die griechische Inschrift verewigt wurde, zu dessen Andenken diese prächtige Kirche gebaut und später unter der Schirmherrschaft des byzantinischen Kaisers Tiberius II. erweitert wurde? Dieses Geheimnis hat Archäologen der israelischen Antikenbehörde in den letzten drei Jahren bei Ausgrabungen in Ramat Beit Schemesch beschäftigt.

Mosaike, Säulen und Fresken

Die Grabungen zeigten Reste einer beeindruckenden byzantinischen Kirche, die vor etwa 1.500 Jahren erbaut wurde. Die Kirche war mit Mosaiken geschmückt, die aufwendig mit Blättern, Früchten, Vögeln und Pflanzen gestaltet waren. Die Wände der Kirche waren mit bunten Fresken und hohen Säulen geschmückt, die von beeindruckenden Kapitellen gekrönt waren, von denen einige importiert worden sein könnten. Bei den Ausgrabungen wurde ein Architekturkomplex freigelegt, der sich über 1500 qm erstreckt.

Die Ausgrabungsstelle in Ramat Beit Schemesch. Quelle: Asaf Peretz / IAA.

Ausgrabungen in der Mitte des Geländes ergaben eine Kirche, die nach dem Plan einer Basilika gebaut wurde – ein langgestreckter Baukörper, der von zwei Säulenreihen gesäumt wurde, die den Innenraum in drei Abschnitte teilten – ein Mittelschiff, das von zwei Hallen flankiert wurde. Ein geräumiger Innenhof (Atrium) wurde direkt vor dem Eingang der Kirche gefunden.

Unterirdische Krypta für „wichtige Figur“

Die Hauptphase des Kirchenbaus erfolgte während der Herrschaft von Kaiser Justinian im 6. Jahrhundert n. Chr. (527-565). Später, während der Herrschaft von Kaiser Tiberius II. Konstantin, wurde eine exquisite Seitenkapelle hinzugefügt. Eine Inschrift, die im Innenhof intakt gefunden wurde, widmete die Kirche einem „glorreichen Märtyrer“. Laut Benjamin Storchan, Direktor der Ausgrabung im Auftrag der Antikenbehörde, „ist die Identität des Märtyrers nicht bekannt, aber die außergewöhnliche Opulenz der Struktur und ihrer Inschriften zeigen, dass diese Person eine wichtige Figur war.“ Storchan fügt hinzu: „Nur wenige Kirchen in Israel wurden mit vollständig intakten Krypten entdeckt. Die Krypta diente als unterirdische Grabkammer, in der anscheinend die Überreste des Märtyrers untergebracht waren. Der Zugang zur Krypta erfolgte über parallele Treppen – eine führt in die Kammer hinunter, die andere wieder hinauf in die Gebetshalle. So konnten große Gruppen von Pilgern den Ort besuchen.“

Bei Ausgrabungen wurden Tausende Objekte entdeckt und es scheint die vollständigste Sammlung byzantinischer Glasfenster und Lampen zu sein, die je an einem einzigen Ort in Israel gefunden wurde. Zusätzlich wurde in einem der Räume der Kirche ein einzigartiges Taufbecken in Form eines Kreuzes gefunden, das aus einer Art Calcitstein besteht, der sich in Stalaktitenhöhlen bildet.

Titelbild: Dieses Mosaik von einem Adler, Symbol des Byzantinischen Reiches, wurde in einem Kirchenkomplex in Ramat Beit Schemesch im Oktober 2019 entdeckt. Quelle: Asaf Peretz, Israelische Antikenbehörde.

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