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Umstrittene Entscheidung: In Tel Aviv rollt bald auch am Schabbat der Busverkehr

JERUSALEM, 18.11.2019 (TPS/IH) – Am Ruhetag wollen sie nicht länger auf öffentlichen Nahverkehr verzichten, stattdessen sollen in den Städten und Gemeinden Tel Aviv, Givatayim, Kiryat Ono und Ramat Hasharon am Schabbat Busse rollen – und zwar schon ab diesem Wochenende. Die Kommunen haben eine Initiative auf den Plan gerufen, um die Städte der zentralen Metropolregion am Schabbat zu verbinden. In Israel gilt das als äußerst umstrittener Schritt.

Geplant ist, dass sechs Bus-Linien die Menschen am Ruhetag gratis befördern. Kosten wird das Projekt jährlich 12,5 Millionen Schekel, das entspricht etwa 3.250.000 Euro, die von den Kommunen bereitgestellt werden. Vor allem bei Israels religiöser Bevölkerung stößt die Initiative auf heftige Kritik, da der motorisierte Transport am siebten Wochentag nach jüdischem Gebot verboten ist.

Bildungsminister Rafi Peretz ist der Ansicht, der Plan verstoße gegen den sogenannten Status quo. Auf Facebook schrieb er: „Seitdem Israel gegründet wurde, wird die Öffentlichkeit durch den Status quo bestimmt. Dies war immer ein heikler Balanceakt zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen: religiös, ultra-orthodox, weltlich und traditionell.“

Innenministerin Aryeh Deri erklärte, er werde versuchen, in der kommenden Regierung den öffentlichen Verkehr am Schabbat zu verbieten und die Initiative der Gemeinden zu beenden.

Die säkulare Bevölkerung Israels fordert indes seit vielen Jahren öffentliche Verkehrsmittel und meint, dass säkular geprägte Städte es verdienen, ihren öffentlichen Bereich zu gestalten, wie sie es für richtig halten.

Busse am Schabbat sind Grundrecht“

Der Bürgermeister von Tel Aviv, Ron Huldai, hält es für ein Grundrecht, sich während der gesamten Woche frei bewegen zu können. Dieses Grundrecht sei von der Regierung bislang nicht gewährt worden – somit sei es nun an den Kommunen, einzugreifen.

„Die Möglichkeit, die ganze Woche über von einem Ort zum anderen zu wechseln, ist ein Grundrecht. Unser Projekt ist darauf ausgerichtet, den Bedarf einer wachsenden Bevölkerung in Israel zu decken, da es keine nationalen öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Ich hoffe, dass die israelische Regierung diesen Service in Zukunft auf alle Einwohner des Landes ausweiten wird“.

Diverse private Initiativen hatten in der Vergangenheit Konzepte für den öffentlichen Nahverkehr am Schabbat vorgelegt – bislang war aber kein finanziell tragfähiges Modell dabei gewesen. Nach Ansicht von Experten, könnte die von den Kommunen finanzierte Initiative aufgehen.

Foto: „Wir fahren nicht am Schabbat“ steht auf dem Egged-Minibus in Gush Etzion. Quelle: Gershon Elinson / Flash90.

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