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Ende der Verträge mit Israel: Hunderte Palästinenser ohne medizinische Versorgung

RAMALLAH, 25.06.2020 (DK) – Jedes Jahr erhalten in Israel Tausende von Palästinensern aus den Autonomiegebieten medizinische Versorgung. Als Präsident Mahmoud Abbas im Mai alle Abkommen mit dem jüdischen Staat aufkündigte, wurden viele dieser Patienten in eine Notlage versetzt. Bis dahin beantragte die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) jeden Monat Genehmigungen zur Einreise bei der israelischen Regierung. Da diese nun ausbleiben, warten Hunderte derzeit auf lebensrettende Operationen. Das Gesundheitssystem im Gazastreifen und im sogenannten Westjordanland verfügt weder über genug Spezialisten noch Ausstattung, um die bedürftigen Patienten im System aufzunehmen.

Baby aus Gaza stirbt aufgrund ausbleibender Herzoperation

Das jüngste Opfer der neuen Regelung ist ein achtmonatiges Baby aus Gaza. Omar Yaghis Herzoperation war auf den 24. Mai angesetzt. Weniger als eine Woche vor dem Termin, stellten die palästinensischen Behörden jeglichen Kontakt zu israelischen Ämtern und Krankenhäusern ein. Die Eltern des Jungen wandten sich daraufhin an zahlreiche Hilfsorganisationen, welche jedoch nicht die erforderlichen Befugnisse besaßen. Das Baby starb schließlich aufgrund der ausbleibenden Operation am 18. Juni an seiner Herzerkrankung. 

Vor der Coronakrise wurden zwischen 2.200 und 2.500 Menschen aus Gaza monatlich in Israel oder im sogenannten Westjordanland behandelt. Inzwischen können nur noch rund 130 Patienten jeden Monat die Küsten-Enklave verlassen. „Die Situation war schon vor Ausbruch des Coronavirus und Kündigung der Kooperation schwierig. Aber jetzt handelt es sich um eine schreckliche Situation, in der die am meisten bedürftigen Menschen den Preis für die Beendigung der Abkommen bezahlen“, erklärte Samir Zaqout von der Hilfsorganisation Al Mezan.

Menschenrechtsorganisationen fordern Hilfe von Israel 

Aufgrund des Todes von Omar Yaghi und ähnlich tragischen Fällen, fordern sämtliche Organisationen im Gazastreifen nun von Israel einen neuen Weg zu finden, Einreisegenehmigungen auszustellen. Die Anfrage wurde in einem Brief an Verteidigungsminister Benny Gantz und General Kamil Abu Rukun formuliert. Laut Berichten der Tageszeitung Haaretz kann Israel jedoch keine Anlaufstelle ausfindig machen, die zur Zusammenarbeit bereit wäre. Derzeit werden die wenigen Behandlungen privat mit Hilfe von Menschenrechtsorganisationen koordiniert. 

Bild: Palästinenser warten auf Ausreise aus Gazastreifen am Rafah-Grenzübergang. Quelle: Abed Rahim Khatib/ Flash90

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