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Ein Drittel aller Israelis hat keinen Zugang zu Luftschutzräumen

JERUSALEM, 04.08.2020 (DK) – Die Geschichte des Staates Israel ist seit seiner Gründung von Kriegen und Konflikten geprägt. An der Grenze zu Gaza leben die Menschen seit über einem Jahrzehnt in ständiger Alarmbereitschaft. Wenn die Sirenen heulen, bleibt den Anwohnern der Bruchteil einer Minute, um sich in Sicherheit zu bringen. Bereits in den 50er Jahren wurde ein Gesetz verabschiedet, dass alle Wohngebäude Zugang zu einem nahe gelegenen Bunker haben müssen. 72 Jahre nach der Staatsgründung sieht die Lage jedoch anders aus: Rund ein Drittel der Bevölkerung hat im Falle eines Angriffs keine Möglichkeit Luftschutzkeller aufzusuchen. 

Öffentliche Luftschutzräume weisen Mängel auf

Aufgrund des rapiden Bevölkerungswachstums ist Israels Einwohnerschaft im Jahr 2019 auf über 9 Millionen angestiegen. Längst können die Bunker nicht mehr so viele Menschen, wie inzwischen erforderlich, bergen. Etwa eine Viertelmillionen Anwohner an der Grenze zu Gaza und dem Libanon bleiben in Kriegszeiten ohne Unterschlupf. In einem Bericht des staatlichen Prüfers, Matanyahu Engelman, hieß es zudem, dass ein Fünftel aller öffentlichen Luftschutzräume Mängel aufweisen. Die Lage ist seiner Einschätzung nach höchst besorgniserregend. 

„Während der Kämpfe in den vergangenen Jahren wurden täglich Hunderte von Raketen und Projektilen auf Israel abgefeuert. Es wird erwartet, dass diese Zahl zunimmt und Zehntausende von Raketen und Projektilen während eines Krieges auf Israel geschossen werden“, so Engelman. In einer positiven Bemerkung wurde festgestellt, dass das Land sehr viel Geld in die Entwicklung von Warnsystemen investiert hat. Dank neuer Apps kann die Bevölkerung vergleichsweise schnell vor der Bedrohung gewarnt werden. 

Ein Leben zwischen Alltag und Angst

Bunker sind inzwischen ein integraler Bestandteil des Alltagslebens im jüdischen Staat. Oftmals werden sie in Friedenszeiten als Lagerhallen, Kulturzentren oder Bethäuser verwendet. Viele der Räume sind auch mit Betten, Sofas und Teppichen ausgestattet. Im Falle eines längeren Angriffs verbringen die Bewohner an der Grenze zu Gaza oftmals die ganze Nacht in den Fluchträumen. So versuchen sie die Gratwanderung zwischen ihrem Alltag und einem Leben in ständiger Bedrohung zu meistern. 

Bild: Zwei israelische Familien in einem öffentlichen Bunker nahe der Grenze zu Gaza. Quelle: Miriam Alster/FLASH90

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