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Israel nimmt seinen Spion nach 30 Jahren Haft auf

JERUSALEM, 22.11.2020 (TM) – Jonathan Pollard darf seinen Lebensabend in Israel verbringen. Nach 30 Jahren Haft in einem US-Gefängnis wegen Spionage für den israelischen Geheimdienst wurde Pollard, ein ehemaliger Analyst der US-Marine, 2015 freigelassen. Er durfte jedoch die USA nicht verlassen und unterlag mehreren anderen Einschränkungen. Wegen seiner Bewährungsauflagen war der heute 66-Jährige gezwungen, bis 2020 in den USA zu bleiben. Die Beschränkungen sind nun abgelaufen und wurden nicht verlängert.

Pollards zweite Frau Esther, eine israelische Staatsbürgerin, leidet an fortgeschrittenem Krebs. Sie erhält derzeit eine Chemotherapie. Daher wird sich die Ankunft der Pollards in Israel verzögern.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begrüßte die Aufhebung der Beschränkungen und unterstrich, dass er seit vielen Jahren konsequent darauf hingearbeitet habe, Pollards Freilassung sicherzustellen.

Auch der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin begrüßte die Entwicklung und erklärte: „Jahrelang haben wir Jonathan Pollards Schmerz geteilt und uns verpflichtet, seine Freilassung herbeizuführen. Jetzt können wir ihn und seine Familie mit dem Segen ‚Selig bist du, der Gefangene freigibt‘ nach vielen schwierigen Jahren der Inhaftierung und Einschränkungen zu einem neuen Leben in Gesundheit und Frieden begrüßen.“

Geheime Dokumente weitergegeben

Pollard wurde als Kind jüdischer Eltern in den USA geboren. Seit September 1979 arbeitete er als Nachrichtenoffizier für die US-Marine. Weil geheime Dokumente in seinem Büro gefunden wurden, ermittelte das FBI gegen ihn. Im November 1985 wurde Pollard vom FBI befragt. Wenige Tage später, am 21. November 1985, beantragte er Asyl für sich und seine Frau bei der israelischen Botschaft. Die Botschaft verweigerte dies jedoch, und Pollard und seine Frau wurden von FBI-Beamten verhaftet. Er soll dem israelischen Geheimdienst Mossad Tausende geheime US-Dokumente mit Spionagematerial aus dem arabischen Raum zugespielt und dafür Zehntausende von Dollars erhalten haben. Pollard bekannte sich vor Gericht schuldig. Er wurde dennoch zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Seine Frau erhielt fünf Jahre Gefängnis. Sie ließ sich später von ihm scheiden. Vorwürfe, er habe auch Geheimunterlagen an Pakistan geliefert, wurden nie bewiesen.

Begnadigung abgelehnt

Israel setzte sich immer wieder für eine Freilassung Pollards ein und bat mehrfach um seine Begnadigung. Doch das lehnten die US-Präsidenten George W. Bush, Bill Clinton und Barrack Obama ab. Amerikanische Geheimdienste und das Außenministerium wehrten sich gegen die Freilassung des Spions. Die israelische Siedlung Bet El verlieh dem inhaftierten Pollard die Ehrenbürgerschaft. Die Stadt Jerusalem benannte einen Platz nach ihm. 

Professor Alan Dershowitz, einer von Pollards Anwälten, sagte am Sonntag im israelischen Armee- Radio: „Er ist körperlich frei, aber immer noch ein Opfer amerikanischer Ungerechtigkeit. Hoffentlich wird er noch vor dem Chanukka-Fest in Israel sein.“ Chanukka wird in drei Wochen gefeiert.

Bild: Jonathan Pollards Ehefrau Esther vor einem Plakat, das zu seiner Freilassung aufruft. Foto: Flash 90

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