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Heftiger Streit um angeblich „rechtsextremen“ künftigen Leiter von Yad Vashem

JERUSALEM, 30.11.2020 (TG) – Avner Shalev (81), der Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, steht vor seiner Pensionierung. Er hatte die Einrichtung 27 Jahre lang geleitet. Als Nachfolger wurde Effi Eitam (68) nominiert. Doch der ist als Kandidat sehr umstritten. 
Eitam war früher Leiter der Nationalreligiösen Partei und von 2003 bis 2009 Abgeordneter der Knesset. Er ist ein hoch dekorierter Brigadegeneral der Reserve und gilt als Kriegsheld. Der Politikwissenschaftler ist verheiratet, hat acht Kinder und lebt in der israelischen Siedlung Nov auf den Golanhöhen. Seine Kritiker werfen ihm rassistisches und rechtsextremes Verhalten vor.

Arafats Ermordung gefordert

Eitams öffentliche Aussagen ließen immer wieder aufhorchen. Zu Beginn des zweiten Palästinenseraufstandes („Intifada“) erklärte er öffentlich, dass Yassir Arafat und seine „Bande von Mördern“ getötet werden sollten. Später rief er zu der Vertreibung von Palästinensern aus den umstrittenen Gebieten auf und forderte, arabische Mitglieder aus dem politischen System zu entfernen, da sie „fünfte Kolonne und eine Gruppe von Verrätern” sein. Zudem geriet Eitam im Laufe der Jahre immer wieder in Kontroversen zwischen jüdischen Siedlern und der israelischen Armee. 
Eitam hat seine Aussagen nie zurückgenommen. Er könne sich nicht erinnern, sie gemacht zu haben, hieß es von seiner Seite.
Regierungschef Benjamin Netanjahu hat ihn für das Amt des „Vorsitzenden des Direktoriums von Yad Vashem“ nominiert. Er war sich sicher, dafür Beifall von rechts-konservativer Seite zu erhalten. Unterschätzt hat er wohl den öffentlichen Aufschrei und die folgende Protestwelle. So bangt die Historikerin Deborah Lipstadt um die Zukunft der Gedenkstätte: „Yad Vashem steht in der Gefahr, in die Hände eines ausgesprochenen Rechtsextremisten und historisch gesehen analphabetischen Politikers zu fallen”, klagte sie. 

Nominierung schadet Yad Vashem“

Yad Vashem ist die wichtigste Holocaust-Gedenkstätte und Forschungseinrichtung der Welt. Der Name des Museums wurde ihm anlehnend an den Bibelvers Jesaja 56,5 gegeben: „Ich errichte ihnen ein Denkmal und gebe ihnen einen Namen.“
Die Nominierung des rechten Politikers schade dem Ruf des Museums, heißt es in Offenen Briefen und großen Anzeigen in israelischen Zeitungen. Gegen seine Ernennung laufen Unterschriftensammlungen. Gefordert wird stattdessen eine Person mit einem entsprechenden historischen, pädagogischen Hintergrund und Erfahrung in der Leitung einer solchen Institution. Benjamin Netanjahu schweigt bislang zu der Kritik an seinem Personalvorschlag. 

Bild: Effi Eitam, der designierte künftige Direktor von Yad Vashem, spricht bei einer Konferenz in Tel Aviv. Foto: Yossi Zeliger/Flash90

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