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Interview mit Bibelquiz-Siegerin Ruth Cohen: „Habe mir meinen Traum erfüllt“

JERUSALEM, 24.02.2021 (TM) – Ruth Cohen (17) hat eine besondere Beziehung zu ihrer Bibel. Sie hat sie so intensiv studiert wie kaum ein anderer Teenager. Für ihr Bibelstudium hat sie ihre Hobbys, Kochen und Zeichnen, lange vernachlässigt. Als sie in der neunten Klasse war, hat sie sich entschieden, am israelischen Bibelquiz teilzunehmen. Im Interview mit Fokus Jerusalem erklärt sie, dass es ein sehr langer und intensiver Weg war, bis sie ins Finale einzog: „Es ist ein Weg, der unglaublich viele Zwischenstationen hat, die man überwinden muss. Das sieht man von außen gar nicht, man sieht nur das Bibelquiz, die letzte Station.“

Ganz Israel schaut zu

Ruth Cohen hat es geschafft, das Bibelquiz zu gewinnen. Die jüdisch-orthodoxe Teenagerin, die mit ihrer Familie in einer jüdischen Siedlung in den umstrittenen Gebieten lebt, war die erste weibliche Siegerin seit zehn Jahren. Die Teilnehmer müssen in Jerusalem, live vor einem Millionenpublikum an den Fernsehschirmen, Fragen zur hebräischen Bibel beantworten. Es geht um die Inhalte einzelner Verse, um geographische Besonderheiten und Hintergründe aus dem antiken Israel. Jahrelang hat Ruth Cohen ihre gesamte Freizeit genutzt, um sich mit der Bibel zu befassen. „Zu Anfang habe ich immer so ein bis zwei Kapitel pro Tag gelernt. Einen Monat vor dem Finale habe ich gefühlt die halbe Bibel gelernt, und das jeden Tag. Am Tag vor dem Quiz habe ich 500 Kapitel durchgenommen. Das war sehr intensiv und auch schwer. Aber mit der Zeit entdeckst du in dir versteckte Kräfte und zu was du eigentlich fähig bist. Mir wurde bewusst, was für eine Kraft in mir steckt und zu was ich fähig bin, sobald ich mir etwas vorgenommen habe, um meine Träume zu erreichen. Und wie wichtig mir das ist, weil es schlussendlich ein Wettbewerb ist mit anderen Teilnehmern. Ich musste mir immer wieder bewusst machen, was mich von den anderen unterscheidet.“

Mit ihren Bibelkenntnissen hatte sie im Wettbewerb ihrer Schule, im Wettbewerb ihrer Region und dann in der nationalen Endausscheidung gesiegt, wodurch sie sich für das internationale Finale qualifizierte. Dafür hat sie gebüffelt – jeden Tag, was große Disziplin erforderte. „Ich denke, jeder von den Teilnehmern würde sagen, dass das intensive und viele Lernen am schwersten war. Das stimmt. Aber ich persönlich habe an dem Quiz teilgenommen, weil ich das Lernen wollte. Für mich war es nicht nur eine Medaille, die ich gewinnen konnte. Ich wollte das für mein ganzes Leben mitnehmen, es sollte mein großes Abenteuer werden. Während der Zeit der Vorbereitungen habe ich sehr wenig geschlafen, ich bin immer spät ins Bett gegangen, ich wollte keine Zeit verlieren.“

Bibel als ständiger Begleiter

Die Bibel wurde zu ihrem ständigen Begleiter, fast rund um die Uhr: „Am wichtigsten war es mir, das Lernen kreativ zu gestalten, damit es mir wirklich gut im Kopf bleibt. Ich zeichne gerne, also habe ich mir den Lernstoff teilweise aufgemalt, ich habe mir Listen gemacht. Dann habe ich mir die Listen im Zimmer aufgehängt und jedes mal, wenn ich es verlassen wollte, habe ich mir gesagt: Nein, du gehst nicht raus, bis du alles kannst, was auf der Liste steht! Ich wollte, dass das Lernen lebendig ist, es immer in mein Leben mit integrieren. Wenn ich mir eine Handtasche gekauft habe, habe ich immer geguckt, dass meine Bibel auch mit reinpasst.“

Im Finale setzte sich Ruth gegen ihre Konkurrenten aus Israel, den USA und Mexiko durch. Insgesamt hatten jüdische Bibelkenner aus 40 Nationen teilgenommen.

Ruth Cohen hat von ihrem Bibel-Intensivstudium persönlich profitiert. „Das Buch, das mir am besten gefallen hat, sind die Sprüche, was ja eigentlich gar kein Geschichtenbuch ist. Dort gibt es so viele Weisheiten und Ratschläge, die man fürs Leben lernen kann. Bei anderen Kapiteln liest du eine Geschichte und denkst, okay super, was ist die Moral, was kann ich lernen. Bei den Sprüchen ist das anders. Dort sehe ich geschriebene Lebensweisheiten. Von jedem Satz kannst du was lernen und irgendwas für dein Leben mitnehmen. Jeder Satz ist weiser als der vorherige.“

Die 17-Jährige hat viel erreicht, hat sich aber fest vorgenommen, bescheiden und demütig zu bleiben. Schließlich sei sie nur ein winziger Teil von Gottes großer Sache.

Bild: Ruth Cohen, die 2020 das internationale israelische Bibelquiz gewonnen hat, berichtet Fokus Jerusalem über ihre besondere Beziehung zur Heiligen Schrift. Foto: FJ-Screenshot

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