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Heuschrecken erreichen den Süden Israels

NEGEVWÜSTE, 26.04.2021 (NH) – Die Bewohner der Arava-Ebene in der Negevwüste sind von riesigen Heuschreckenschwärmen überrascht worden. Die Heuschrecken ließen sich in der ganzen Region nieder. Auf den ersten Blick sehen die Massen der fliegenden Plagegeister beängstigend aus, doch sind sie für den Menschen nicht gefährlich. Umso schädlicher sind sie jedoch für die Landwirtschaft. Die gefürchteten Hüpfer gelten als fressgierig und verzehren in kürzester Zeit die gesamte Ernte. Sie verschlingen alles, was ihnen vor die Fühler kommt: Blätter, Blumen, Früchte, Saatgut und sogar Baumrinde. Das macht sie zum Staatsfeind Nummer 1 der ansässigen Gärtner und Bauern. Alle paar Jahre machen sich Millionen von Heuschrecken auf den Weg in den Süden Israels. Das Insekt erreicht das Land im späten Frühjahr, nachdem es auf der arabischen Halbinsel oder in Ostafrika eine Reihe von Brutzyklen durchlief. Wie ihr Name schon erklärt, „wandert“ die Heuschrecke nach den Regenfällen des Wüstenwinters. Sie braucht feuchten Boden, um ihre Eier legen zu können. Wenn die Bedingungen stimmen, schließen sich die Insekten zu Schwärmen zusammen und können so Millionen von Menschen erreichen.

Biblische Plagegeister oder göttliche Luftwaffe

Der Anblick von Millionen von Heuschrecken weckt bei den meisten Israelis sofortige Assoziationen mit dem Auszug aus Ägypten. Im Buch Exodus ist die Heuschreckenplage eines der schreckenerregenden Zeichen zur Freilassung der Israeliten aus der Sklaverei. Die übrig gebliebenen Pflanzen und Erntereste, welche nicht von der siebten Plage, dem Hagel, zerstört worden waren, fielen den hungrigen Insekten zum Opfer. Bis heute werden die Heuschrecken in manchen Religionen und Kulturkreisen als „Armee Gottes“ bezeichnet und als göttliche Strafe angesehen.

Neue Technologien zur Bekämpfung wecken weltweites Interesse

Das letzte Mal erreichten Millionen von Heuschrecken das Land in den Jahren 2004 und 2013. Die Schwärme kamen aus dem Nildelta in Ägypten und verbreiteten sich in der Arava-Ebene und der nördlichen Negev-Wüste. Ein paar wenige erreichten sogar den Norden und die Region oberhalb des See Genezareths. Das israelische Landwirtschaftsministerium richtete ein Überwachungssystem und eine spezielle Hotline für die Anwohner ein. Mit medizinischen Mitteln, Chemikalien und Biopestiziden, die hochtechnologisch aufeinander abgestimmt sind, rückten israelische Experten den Plagegeistern zu Leibe. Diese Technologie ist hocheffizient gegen die unerwünschten Insekten und hält somit den Schaden an den landwirtschaftlichen Produkten und den Bewohnern der Umgebung möglichst gering.

Äthiopien wandte sich im Herbst 2020 mit der dringenden Bitte an Israel, bei der Bekämpfung der dortigen Heuschreckenplage zu helfen. Immer mehr Länder, die von Heuschreckenschwärmen überfallen werden, richten ihre Augen auf Israel und die modernen Technologien, die das Land entwickelt hat.

Das einzige koschere Insekt

Es handelt sich bei dem Insekt um eine besondere Art von Wanderheuschrecken, die Arbe, welche sogar als koscher gilt und damit zum Verzehr erlaubt ist. Die Erlaubnis, die Arbe zu genießen, im Gegensatz zu manch anderem Gewürm, wird vom 3. Buch Mose 21 abgeleitet: „Doch das dürft ihr essen von allem fliegenden Gewürm, das auf Vieren geht; was Gelenke hat oberhalb der Hinterbeine, damit zu springen auf der Erde.“

Die Firma „Hargol FoodTech“ hat sich die koscheren Hüpfer zu nutzen gemacht und gründete die weltweit erste Heuschrecken-Farm. Mit modernen Technologien werden die Insekten im galiläischen Misgav gezüchtet und aus ihnen hochwertige proteinreiche Nahrungsmittel gewonnen. Die Welternährungsorganisation FAO nimmt an, dass die Insekten künftig als Fleischersatz dank ihres Proteins, Omega 3, Omega 6, Eisen und Zinkgehalts, dienen könnten. Selbst Hungersnöten könnten so bekämpft werden, würde man auf das zirpende Superfood zurückgreifen. Die knusprigen Tierchen, die schon von Johannes dem Täufer gegessen wurden, sind im Übrigen nicht nur „koscher“, sondern auch „halal“. Ob die Heuschrecke in Zukunft die Falafel vom Teller israelischer Familien verdrängt, bleibt jedoch fraglich.

Bild: Ein ultraorthodoxer Jude sammelt Heuschrecken in der Negev-Wüste. Foto: Dror Garti/Flash90

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