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Israel im Plastikmeer: Umweltministerium will Verbrauch von Wegwerfgeschirr besteuern

JERUSALEM, 20.07.2021 (DK) – In Israel sind die Sommerferien angebrochen und tausende Familien verbringen ihre freien Tage dieses Jahr im eigenen Land. Gerade an den Abenden treffen sich die Menschen in den Stadtparks der Metropolen, um gemeinsam zu grillen, zu picknicken und die Urlaubszeit zu genießen. Bei einem Spaziergang durch die Anlagen nach den nächtlichen Festgelagen wird vor allem eines deutlich: Israel hat ein Plastikproblem. Überall liegen Verpackungen, Plastikbeutel und Wegwerfgeschirr herum. Das ist nicht nur für das Stadtbild unvorteilhaft, sondern belastet vor allem die Natur des Landes. Das Umweltministerium will das Problem nach Jahren der Vernachlässigung in Angriff nehmen. In Zukunft soll der Erwerb von Plastikgeschirr durch eine Steuer erheblich teurer werden.

Israels Plastikkonsum ist fünfmal so hoch wie in Europa 

Bei den wöchentlichen Familientreffen und an Feiertagen ist es einfacher die Großfamilie mit Plastikgeschirr zu versorgen. Bei Treffen im Park bleibt zudem nichts zum Abspülen übrig. Doch für die Einfachheit zahlt Israels Umwelt einen hohen Preis: Jährlich verwendet der israelische Bürger durchschnittlich 7,5 kg Plastikgeschirr. Im Vergleich ist der Konsum damit fünfmal so hoch wie in Europa. Allein im letzten Jahrzehnt hat sich der Gebrauch von Plastiktellern, Besteck, Strohhalmen und Schüsseln verdoppelt. Selbst nach Berichten des Umweltministeriums, dass es sich inzwischen bei 70% der Abfälle vor Israels Küste um Plastikmüll handle, blieb das Problem für lange Zeit weitestgehend ignoriert. Dabei braucht der Müll Jahrhunderte, um sich zu zersetzen. 

Die neue Umweltministerin Tamar Zandberg und Finanzminister Avigdor Liberman haben sich nun zusammengeschlossen, um dem Problem entschieden entgegen zu treten. Ihre Lösung ist einfach: Sie wollen das billig erschwingliche Plastikgeschirr hoch versteuern. Nach einer Studie des Umweltministeriums könnte der Konsum so um 40 Prozent reduziert werden. Verpackungen und Plastiktüten wären von der neuen Steuer allerdings ausgenommen. Noch sind keine Details zu der Höhe der Steuergelder bekannt gegeben worden, jedoch sollten sie auf den Käufer abschreckend wirken. 

Finanzministerium verbannt Plastikgeschirr aus seinen Räumlichkeiten 

„Wie Zigaretten und Alkohol ist Einwegplastik eine Sucht“, erklärte Zandberg. „Wir ertrinken in Wegwerfgeschirr, und wir alle sehen seine problematischen Auswirkungen auf die Sauberkeit des Landes und unsere Lebensqualität.“ Zueletzt appelierte Zandberg an die Bürger: „Ich fordere alle auf, auf wiederverwendbares Geschirr für die Gesundheit und die Umwelt von uns allen umzusteigen.“ Liberman ergriff indes bereits die Initiative und verbannte alle Plastikutensilien aus den Räumlichkeiten des Finanzministeriums.

Bild: Plastikflaschen an einem Strand des Toten Meeres in Israel. Quelle: Yonatan Sindel/Flash90

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