Waldbrände um Jerusalem: Menschen verlieren ihre Existenzgrundlage
JERUSALEM, 19.08. 2021 (DK) – Drei Tage lang haben in Dörfern westlich von Jerusalem verheerende Waldbrände gewütet. Menschen verloren ihre Häuser, manche auch ihre gesamte Existenz. Rund 2000 Anwohner mussten seit Sonntag evakuiert werden. Jetzt kehren solche, die noch Häuser besitzen, langsam wieder in sie zurück. Bei der Katastrophe brannte auch das Studio des Harfenbauers Micha Harari, der seit 40 Jahren an seinen Instrumenten gearbeitet hat, bis auf den Grund nieder. „Als ich sah, wie mein Lebenswerk bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist, war ich am Boden zerstört“, erzählte Harari. „Alles ist komplett verschwunden, nichts bleibt mir.“ Er und seine Frau flohen aus ihrem Haus als sie die Flammen in rasender Geschwindigkeit auf sich zukommen sahen. Viele Menschen litten ein ähnliches Schicksal und warten nun auf staatliche Hilfsgelder.
Bei dramatischer Rettungsaktion rettet Polizei Patienten einer Psychiatrie
Obwohl die Katastrophe Anwohner wie Harari sehr hart getroffen hat, konnten Feuerwehrleute das schlimmste verhindern: Um eine Haaresbreite hätte das Hadassah Krankenhaus außerhalb der Metropole evakuiert werden müssen. Die Bewohner einer psychiatrischen Klinik mussten aber tatsächlich in Sicherheit gebracht werden. Ein hochrangiger israelischer Polizeibeamter in Jerusalem sagte, es mussten schnelle Entscheidungen getroffen werden, von denen einige gegen offizielle Anordnungen verstießen, um das Krankenhauspersonal und 156 Patienten in Sicherheit zu bringen. „Ich habe eine große Flamme gesehen und wir haben uns überlegt, wie wir auf den Hügel hochkommen“, berichtete Kommandant Kobi Yaakobi. Bei einer dramatischen Rettungsaktion traf Yaakobi die Entscheidung, mit seinen Sicherheitskräften in den dichten Rauch einzudringen. Der Fahrer konnte nach eigenen Angaben nur einen halben Meter weit sehen. Der Entschluss des Polizisten rettete den Patienten letztendlich das Leben.
1500 Feuerwehrleute in 200 Einheiten bekämpften unablässig die Flammen in den Wäldern. Die Pinien und das trockene Gestrüpp um Jerusalem sind leicht entflammbar. Auch die Palästinensische Autonomiebehörde sandte vier Einheiten zur Hilfe. Mehr als 2500 Hektar Fläche sind den Bränden zum Opfer gefallen.
Die Welt steht in Flammen
Im Jahr 2010 waren bei Waldbränden am Berg Karmel 44 Menschen ums Leben gekommen. Eine solche Katastrophe konnte in den vergangenen Tagen glücklicherweise abgewendet werden. Israel ist nicht das einzige Land, das aufgrund hoher Temperaturen mit Waldbränden zu kämpfen hat. Überall auf der Welt brennen Wälder und Felder: Die Türkei, Kalifornien, Griechenland, Zypern und Südamerika berichteten dieses Jahr über extreme Flächenbrände.
Bild: Micha Harari hält eine Harfe in seinem von Waldbränden zerstörten Atelier. Quelle: Yonatan Sindel/Flash90