
„Nationaler Notstand“: Riesige Brände wüten rund um Jerusalem – Lage ist kritisch
JERUSALEM, 30.04.2025 (TM) – Die Waldbrände in den Jerusalemer Wäldern haben sich, angefacht von heftigen Winden, massiv ausgebreitet. Auf der Autobahn 1 zwischen Jerusalem und Tel Aviv mussten liegen gebliebene Autofahrer vor Rauch und Flammen gerettet werden, es gab mehrere Verletzte. Etliche Gemeinden in der Region wurden auf Anordnung der Behörden evakuiert. Israel hat den Nationalen Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe gebeten.
Inferno auf der Autobahn
Feuerwehr und Polizei haben die Autobahn 1 für den Verkehr gesperrt. Die nahe gelegene Straße 3 ist ebenfalls gesperrt, ebenso die Routen 65, 70 und 85. Die Öffentlichkeit wurde aufgefordert, sich von dem Gebiet fernzuhalten. Etliche Fahrer ließen ihre Autos stehen und versuchten, dem Inferno zu Fuß zu entkommen. Einige wurden von Motorradfahrern in Sicherheit gebracht, andere fanden Zuflucht auf der Ladefläche von Abschleppwagen. Vier verlassene Autos gingen in Flammen auf. An einigen Stellen versuchten die Betroffenen, die Betonschutzwände zwischen den Spuren beiseite zu schieben, damit sie umdrehen konnten.

Feuerwehreinsatz auf der gesperrten Autobahn 1 bei Latrun. Foto: TPS-IL
Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom wurden bei den Bränden mindestens zwölf Menschen leicht verletzt, zumeist durch Einatmen von Rauch. Unter den Verletzten sind auch zwei Kleinkinder.
United Hatzalah teilte mit, dass über 30 Personen, die eine leichte bis mittelschwere Rauchvergiftung erlitten hatten, von ihren Sanitätern medizinisch behandelt wurden. Einige Patienten erhielten Sauerstoff. Die meisten mussten nicht ins Krankenhaus gebracht werden.

Der Zugverkehr zwischen Jerusalem und Tel Aviv wurde eingestellt. Für den Abend sind noch schwerere Sturmböen vorhergesagt, die die Lage weiter verschärfen könnten. Das Hadassah Ein Kerem-Krankenhaus in Jerusalem hat mit der Verlegung nicht kritischer Patienten begonnen und bereitet sich auf eine Notevakuierung vor, falls Flammen und Rauch das Klinikum gefährden.
Internationale Hilfe erwartet
Außenminister Gideon Sa’ar hat Griechenland, Kroatien, Italien, Zypern und Bulgarien um internationale Hilfe gebeten. Italien und Griechenland sagten sofortige Unterstützung zu. Es wird aber nicht erwartet, dass sie noch vor Einbruch der Dunkelheit eintrifft. Aus Griechenland wird eines der größten Löschflugzeuge der Welt erwartet, eine Boeing 747 „Supertanker“. Sie kann bis zu 74.000 Liter Wasser oder Flammschutzmittel aufnehmen
Feuerwehren aus ganz Israel wurden ins Krisengebiet beordert. Sie werden von der Armee und zehn Löschflugzeugen unterstützt.

Ein israelisches Löschflugzeug kämpft gegen die Flammen. Foto: TPS-IL
Die Gemeinden Neve Shalom, Beko’a, Ta’oz, Nachshon und Latrun wurden evakuiert. Für ganz Israel wurde ein Feuer- und Grillverbot ausgesprochen. Die Behörden haben die Menschen aufgefordert, die Friedhöfe zu verlassen. Es bestehe die Gefahr, dass Sonnensegel und Plakatwände für den Kriegsopfer-Gedenktag vom Wind umgerissen werden.
Von den Bränden ist nicht nur Jerusalem betroffen. Auch in der Nähe von Beit Shemesh brach ein größeres Feuer aus, außerdem an mehreren Stellen in Südisrael. Die Feuerwehr machte die extreme Trockenheit und den starken Wind für die Feuer verantwortlich. Derzeit gebe es keine konkreten Hinweise auf Brandstiftung. Es gibt jedoch Berichte, wonach die Polizei Verdächtige bei Abu Gosh und bei Maale HaHanisha wegen versuchter Brandstiftung verhaftet hat. In arabischen sozialen Netzwerken wurde dazu aufgerufen, Feuer zu legen.
Die Palästinensische Autonomiebehörde hat am Nachmittag angeboten, Feuerwehrteams zu entsenden, die beim Löschen von Bränden in der Region Jerusalem helfen sollen. Eine Antwort Israels steht bislang aus.
Veranstaltungen abgesagt
Nach der Absage der Fackelzeremonie in Jerusalem haben mehrere Städte angekündigt, dass sie ihre Veranstaltungen zum Unabhängigkeitstag angesichts der zu erwartenden starken Winde ebenfalls absagen werden. Dazu gehören Aschkelon, Modiin, Beersheva, Mevasseret Zion, Lod, Ariel, Ma’aleh Adumim und Kiryat Ono.
Titelbild: Meterhohe Flammen in der Nähe des Moschwas Mesilat Zion. Foto: Noam Revkin Fenton/Flash90