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Siamesische Zwillinge können sich zum ersten Mal nach Operation in die Augen sehen

BEERSHEVA, 07.09.2021 (DK) – Ein Ärzteteam aus Israel feiert es als einen großen Erfolg: Zwei einjährige Zwillinge haben sich zum ersten Mal seit ihrer Geburt in die Augen gesehen. Die Schwestern wurden vor zwölf Monaten mit einem gemeinsamen Hinterkopf geboren. Bei einer äußerst seltenen Operation gelang es einem Team von Chirurgen, die Zwillinge zu trennen. Die Prozedur erforderte akribische Vorbereitung und monatelanges Training. Jeder Schritt konnte eine lebenslange Behinderung bedeuten oder den Mädchen gar das Leben kosten. 

Mädchen begegnen sich vertraut, als sie sich zum ersten Mal gegenseitig sehen 

Während ihres ganzen bisherigen Lebens waren sich die Zwillinge zwar aufs engste vertraut gewesen, hatten sich jedoch noch nie gegenseitig gesehen. Dr. Isaac Lazar erzählte der Times of Israel von dem bemerkenswerten Moment, als sich die Mädchen zum ersten Mal ansahen. Die Eltern seien von einer „unglaublichen Freude“ erfüllt gewesen. „Als die Krankenschwestern die Babys zusammenbrachten, frisch getrennt, sahen sie sich an, machten Geräusche und berührten sich sanft – es war wunderschön“, erzählte Lazar. „Man konnte die Kommunikation zwischen ihnen sehen, und es war einfach so besonders.“

Siamesische Zwillinge sind extrem selten und jedes Paar ist anders, daher gab es nur wenig Forschung zu dem Thema, die helfen konnte. Lazar und sein Team beschlossen, aufblasbare Silikonbeutel zwischen Kopfhaut und Schädel einzuführen und damit zu beginnen, Haut darauf wachsen zu lassen. Das Experiment gelang und die Haut konnte genutzt werden, um die Schädel nach der Operation an den offenen Stellen zu schließen. 

Operation hat erst zwanzig Mal weltweit statt gefunden 

Hunderte Stunden hatten die Ärzte an 3D-Modellen für die zwölf Stunden lange Operation trainiert. Dr. Mickey Gideon, der Leiter der Neurochirugie, erklärte danach: „Das ist eine sehr seltene Operation, die weltweit erst etwa 20 Mal stattgefunden hat. In Israel war es die erste solche Operation an einjährigen Babys.“ Da keine Probleme auftraten, sind die Chirurgen zuversichtlich, dass die Kinder ein normales Leben führen können. Erst einmal müssen sie einige physische und kognitive Meilensteine nachholen, dann aber steht einer normalen Entwicklung nichts im Wege. Lazar erklärte: „Einer der Gründe dafür, dies jetzt so früh wie möglich zu tun, besteht darin, eine normale Entwicklung zu ermöglichen, und wir hoffen, dass dies jetzt sehr wahrscheinlich passieren wird.“ 

Bild: Zwillinge sehen sich zum ersten Mal nach Operation an. Quelle: Soroka Universitätskrankenhaus Beersheva

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