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Ein Sabbatjahr für die Erde: Israelische Landwirte lassen Äcker ein Jahr ruhen

JERUSALEM, 30.09.2021 (DK) – Sechs Jahre lang soll das Land bestellt werden und im siebten soll es ruhen – so schreibt es das Buch Exodus vor. Diese Ausweitung des Sabbatprinzips auf die Landwirtschaft und Gärtnerei wird von religiösen Juden sehr ernst genommen. Gläubige Landwirte gönnen ihren Äckern für die Zeit der sogenannten Schmitta eine Pause – und damit auch sich selbst und ihren Familien. Das Sabbatjahr hat mit dem jüdischen Neujahrsfest Rosch HaSchana Anfang diesen Monats begonnen. Allerdings lässt das jüdische Gesetz allerlei Interpretationsfreiraum und so werden in der Zwischenzeit andere Arten des Anbaus betrieben. Trotzdem sind die orthodoxen Landwirte von den Vorteilen des Sabbatjahres für ihren Grund und Boden überzeugt. 

Der Natur ihren freien Lauf lassen 

Dieses siebte Jahr sei wirklich ein Gesetz der Natur, erklärte Talia Schneider gegenüber der Zeitung Times of Israel. Sie bietet von ihrem Garten aus digitale Kurse über Permakultur und Schmitta an. „Das ist nicht nur für Gärtner, sondern für alle“, sagte Schneider, die sich vor 14 Jahren für einen ultra-orthodoxen Lebensstil entschieden hat. „Es gibt religiös aufmerksame Leute, die die Schmitta in Bezug auf die Lebensmittel, die sie dieses Jahr kaufen, einhalten, und es gibt säkulare Juden, die das Gebot halten, weil sie Gärtner sind und es für sie Sinn macht.“

Zum Beispiel die Gärtnerin und Illustratorin Ilana Stein, die das Sabbatjahr ganz einfach als ein Ruhejahr für ihren Garten betrachtet. „So wie ich es sehe, ist Schmitta eine Zeit, in der ich dem Land eine Ruhepause gönne und die Natur ins Haus lasse“, sagte Stein. Sie züchtet in der Zwischenzeit Hauspflanzen. Vor Beginn des jüdischen Neujahrs hat die Familienmutter in ihrem kleinen Garten in Ein Kerem neu ausgesät. Bis zum Rosh Haschana Fest im nächsten Jahr lässt sie der Natur aber ganz freien Lauf. 

Ein Sabbatjahr, das den gesellschaftlich Schwachen zugute kommt 

Das Gebot im Buch Exodus hält noch einen zweiten Teil für die Gläubigen bereit: „Die Armen in deinem Volk sollen von deinem Acker essen, den Rest mögen die Tiere des Feldes fressen. Das Gleiche sollst du mit deinem Weinberg und deinen Ölbäumen tun“ (Ex 23,11). Die israelische Aktivistin Einat Kramer fokussiert sich auf die sozialen Aspekte des Sabbatjahres. „Ich sehe es als eine Zeit, weniger herumzurennen, innezuhalten und über wichtige Dinge zu sprechen“, so Kramer. Gemeinsam mit 100 anderen Nichtregierungsorganisationen setzt sie sich dafür ein, dass Berufstätige sich alle sieben Jahre Zeit nehmen, um in wohltätige Zwecke zu investieren. So kommt die Erweiterung des Schabbatgedankens auch den Schwachen in der Gesellschaft zur Hilfe. 

Bild: Weinberge nahe der Siedlung Alon Shvut. Quelle: Gershon Elinson/Flash90

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