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Iran warnt vor „bitteren, unvorstellbaren Konsequenzen“ – steht Israel vor kritischem Mangel an Abfangraketen?

JERUSALEM, 29.10.2024 (NH) – Zahlreiche Berichte und Satellitenbilder haben die Zerstörungen und massiven Schäden des israelischen Luftangriffs auf den Iran dokumentiert, an dem mehr als 100 Kampfflugzeuge verschiedener Typen beteiligt waren. Ziel der Angriffe waren vor allem Produktionsstätten für ballistische Raketen, Boden-Luft-Raketenarsenale und Luftwaffenstützpunkte. Das Bombardement hat das islamistische Regime nicht nur bloßgestellt, sondern auch einen geschätzten Schaden in zweistelliger Millionenhöhe verursacht. In Teheran versucht man nach wie vor, das Ausmaß des israelischen Schlages zu vertuschen und behauptet, man habe den zionistischen Angriff abwehren können. 

Israel hat seine Unfähigkeit auf dem Schlachtfeld bewiesen

Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami, spielt den Millionenschaden für die heimische Raketenindustrie herunter: „Unsere Luftverteidigung hat die illegale israelische Aggression gegen unser Land vereitelt“. In einem Kondolenzschreiben zum Tod von vier Soldaten der iranischen Luftabwehr, die beim jüngsten Angriff Israels getötet wurden, ruft Salami zu Vergeltungsschlägen auf: „Die Folgen werden für die Besatzung schmerzhaft sein und jede Vorstellungskraft übersteigen.“ Das israelische Militär habe bereits seine Unfähigkeit auf dem Schlachtfeld gegen den Widerstand bewiesen, besonders in Gaza und im Libanon.

Auch andere hochrangige iranische Funktionäre reagierten auf den israelischen Angriff. Der Sprecher des iranischen Parlaments, Mohammad Baqer Qalibaf, drohte Jerusalem nicht nur mit einem „bitteren Schicksal“, sondern warnte zugleich die „Vereinigten Staaten, die das israelische Regime unterstützen und als sein wichtigster Partner agieren“.  Auch der oberste iranische Führer Ali Khamenei fand drohende Worte für den jüdischen Staat. Seine Droh-Rede im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) veröffentlichte er sogar auf Hebräisch. Jetzt wurde der Account des Regimechefs auf der Plattform gesperrt.

Kommandeur der israelischen Luftwaffe im Hauptquartier der israelischen Operation. Foto: IDF-Sprecher

Droht Israel ein Mangel an Abfangraketen?

Israelische Experten sind sich sicher, dass die Ereignisse den Iran schwer traumatisiert haben, dennoch wird diesmal eine große und umfassende Reaktion des Iran erwartet. Bei den Kampfflugzeugen ist Israel klar im Vorteil. Aber der Iran verfügt schätzungsweise über mehrere tausend ballistische Raketen verschiedener Typen und Reichweiten. Darüber hinaus ist Teheran im Besitz von Tausenden, wenn nicht Zehntausenden Drohnen. Diese sind zwar langsamer als ballistische Raketen und daher leichter abzufangen, könnten aber in großer Zahl abgeschossen eine Bedrohung für die Luftverteidigungssysteme und -fähigkeiten Israels darstellen.

Dana Stroul, eine ehemalige hochrangige US-Verteidigungsbeamtin, erklärte der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times, dass „Israel mit einem potenziellen Mangel an Abfangraketen konfrontiert sein könnte, um sich gegen mögliche Angriffe des Iran und seiner Stellvertreter zu verteidigen“. „Wenn der Iran auf den israelischen Angriff reagiert und die Hisbollah sich anschließt, wird Israels Luftverteidigung überfordert sein“, so Stroul. Die frühere Verteidigungsbeamtin wies auch darauf hin, dass die US-Versorgungsanstrengungen sowohl für die Ukraine als auch für Israel nicht unbegrenzt aufrechterhalten werden könnten und die Ressourcen an eine kritische Grenze stießen.

Soldaten beseitigen die Überreste einer iranischen Rakete in der Nähe der südisraelischen Stadt Arad. Foto: Erik Marmor/Flash90

Boaz Levy, Geschäftsführer von Israel Aerospace Industries, dem staatlichen Hersteller von Arrow-Abfangraketen, die ballistische Raketen abfangen, erklärte gegenüber der britischen Zeitung, dass das Unternehmen „24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche arbeitet, um die Produktionslinien am Laufen zu halten“. „Es ist jedoch kein Geheimnis, dass wir die Lagerbestände auffüllen müssen“, so Levy.

Im April konnte Israel mit Hilfe einer internationalen Abfangkoalition den iranischen Angriff zu 99 Prozent stoppen. Am 1. Oktober drangen bereits deutlich mehr Raketen in die israelische Luftabwehr ein. Quellen aus dem Verteidigungsestablishment räumen inzwischen ein, dass sich Israel deshalb nicht nur aus Kostengründen gegen den Abschuss einer ballistischen Rakete entscheiden könnte.

Titelbild: Ein „Arrow II“-Abfangraketenwerfer auf dem israelischen Luftwaffenstützpunkt Palmachim nahe der Stadt Rishon Letzion. Droht Israel ein Mangel an Abfangraketen für sein Verteidigungssystem? Foto: Hadas Parush/Flash90

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