Israels Oberster Gerichtshof ordnet Abriss historischer Stätte und Quelle in der Region Binyamin an
JERUSALEM,18.12.2024 (NH) – Israels Oberster Gerichtshof hat einer gemeinsamen Petition von Palästinensern und den linksgerichteten Organisationen „Yesh Din“ sowie „Emek Shaveh“ stattgegeben und entschieden, die Enot-Anar-Stätte abzureißen. Die 2.000 Jahre alte historische Quelle mit antiken Ruinen zieht jährlich Tausende von Touristen und Einheimischen an. Die Bewohner der Gemeinde Neriya haben vor einigen Jahren die Quellbecken renoviert und pflegen seitdem den grünen Erholungsort. Palästinensische Anwohner forderten den Abriss der „illegalen Bauten“, die auf mutmaßlich privatem Land errichtet worden waren. Nun soll der archäologische Schatz mitten in Binyamin abgerissen werden.
Palästinenser fordern Abriss der historischen Stätte „Ein Batma“
In den letzten Jahren hat sich der Regionalrat von Binyamin zum Ziel gesetzt, die Quellen in der Region zu sanieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Rahmen dieser Initiative wurde 2014 der „Enot Aner“-Komplex von Jugendlichen aus der Siedlung Neriya zum Gedenken an die drei entführten und ermordeten Jungen Gil-Ad Shaar, Naftali Frenkel und Eyal Yifrach sarniert.
Bis 2008 war die Gedenkstätte jedoch unter dem Namen „Ein Batma“ bekannt, wo eine Quelle ein antikes Becken speiste. Die Bewohner der nahe gelegenen Gemeinde Zayit Ra’anan reinigten und sarnierten die Quellstelle und das historische Becken. Bei den Arbeiten wurden weitere Quellbecken entdeckt, die durch Wasserkanäle aus der Zeit des Ersten und Zweiten Tempels gespeist wurden. Im Laufe der Zeit wurden so sechs weitere Pools ausgegraben. Aber „Ein Batma“ hat noch eine weitere historische Bedeutung: In der Nähe der Quellen befinden sich die Ruinen des Grabes von „Nabi Aner“ und eine Höhle mit antiken Wandmalereien von Menoras und Olivenzweigen. In einer der Höhlen wurden auch Fragmente eines Sarkophags gefunden. Der Ort ist nach Aner benannt, einem der drei amoritischen Brüder und Verbündeten des Stammvaters Israels, Abraham. Aner, Eschkol und Mamre zogen damals mit Abraham gegen Chedorlaomer, den König von Elam, und seine Verbündeten in den Krieg (1. Mose 14,13). In „Nabi Aner“ wurden auch archäologische Überreste von rituellen Bädern, Weinpressen und Grabhöhlen aus der Zeit des Ersten und Zweiten Tempels gefunden.
Hat das Gerichtsurteil politisch-diplomatische Aspekte?
Verständlicherweise entwickelte sich „Einot Aner“ zu einem beliebten Ausflugsziel – sehr zum Ärger der palästinensischen Nachbardörfer Deir Ammar und Ras Karkar, die wenig später vor Gericht zogen und den Abriss der grünen Erholungsstätte forderten. Die „Stätte“ sei ohne Genehmigung errichtet worden, was gegen israelisches Planungs- und Baurecht verstoße, und befinde sich zudem auf palästinensischem Privatland. Nach Angaben der jüdischen Bewohner der Region war „Ein Batma“ oder „Enot Aner“ vor den Sanierungsarbeiten an den Quellen verlassen und verwahrlost. Sie führten auch an, dass es sich um eine tausendjährige archäologische Stätte mit antiken Wasserquellen handelt. Läge die Stätte jenseits der „Grünen Linie“, würde der Staat es Privatpersonen nicht erlauben, ein solches Naturschutzgebiet zu kontrollieren oder gar zu zerstören.
Trotz des immensen archäologischen Verlusts und der ökologischen Schäden, die der geplante Abriss des Enot-Aner-Komplexes mit sich bringen würde, entschied der Oberste Gerichtshof gestern, die Touristenbäder innerhalb von sechs Monaten zu zerstören. Im Rahmen der Umsetzung der israelischen Planungs- und Baugesetze müssen die Quellbecken mit Erde aufgefüllt und die Wasserleitungen zu den Becken verstopft werden.
Titelbild: Besucher genießen an einem warmen Sommertag die Aner-Quelle in der Nähe der jüdischen Siedlung Neriya. Foto: Hadas Parush/Flash90