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Hisbollah ist nicht besiegt und versucht, ihre Macht im Libanon wieder auszuweiten

JERUSALEM 28.01.2025 (LS) – Hisbollah-Führer Naim Qassem hat am Montag angekündigt, die Terrorgruppe werde keine Rechtfertigung für eine Verzögerung des Abzugs der israelischen Truppen aus dem Südlibanon dulden, so Reuters.

Seine Äußerungen erfolgten einen Tag, nachdem das Weiße Haus bekanntgegeben hatte, die von den Vereinigten Staaten überwachte Vereinbarung zwischen dem Libanon und Israel werde bis zum 18. Februar 2025 in Kraft bleiben.

Während die ursprüngliche 60-tägige Waffenruhe am Sonntag auslief, gab das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu zwei Tage zuvor bekannt, der israelische Rückzug aus dem Libanon werde sich verzögern, da das Waffenstillstandsabkommen von libanesischer Seite aus noch nicht vollständig umgesetzt worden sei.

Spannungen im Südlibanon

Israelische Schüsse töteten am Montag zwei Menschen und verletzten 17 weitere, wie örtliche Gesundheitsbehörden am Montag mitteilten. Die Bewohner, die durch den 14-monatigen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah vertrieben worden waren, versuchten, in Dörfer zurückzukehren, in denen die israelischen Streitkräfte stationiert blieben.

Die tödlichen Proteste ereigneten sich einen Tag, nachdem bei Demonstrationen gegen die anhaltende Präsenz der israelischen Streitkräfte 24 Menschen getötet und mehr als 130 verletzt worden waren.

Das Militär hat die Hisbollah für die „Provokationen“ bei den Protesten verantwortlich gemacht, bei denen zurückkehrende Bewohner die Flaggen der vom Iran unterstützten Terrorgruppe hissten. Am Montag kritisierte ein führender christlicher libanesischer Politiker die Hisbollah dafür, die Bewohner zur Rückkehr aufzufordern und sie in den „sicheren Tod“ zu treiben.

Hisbollah demonstriert ihre Präsenz im Libanon

Videos der Proteste zeigen jedoch auch Demonstrationen von Hisbollah-Aktivisten. Insgesamt hat man den Eindruck, dass die Hisbollah nach mehreren Monaten der Ruhe versucht, sich wieder im Libanon zu präsentieren. In den ersten 60 Tagen des Waffenstillstands mit Israel hielt sich die Terrororganisation zurück.

Das Ziel der Hisbollah war, sich ruhig zu verhalten und den Anschein zu erwecken, die Waffenstillstandsvereinbarung bewirke etwas. Die libanesische Armee stationiert sich im Südlibanon und die Bedrohung durch die Hisbollah sollte dadurch verringert werden.

Doch wie die Hamas im Gazastreifen ist auch die Hisbollah nicht besiegt und taucht immer wieder aus ihren Verstecken auf. Die Zusammenstöße von libanesischen Zivilisten mit der israelischen Armee gaben der Hisbollah einen Grund, wieder auf die Straße zu gehen und ihre angebliche Unterstützung für das libanesische Volk zu demonstrieren.

Iranische Staatsmedien betonen ebenfalls die Bedeutung der Hisbollah. „Die libanesische Widerstandsbewegung Hisbollah hat die Rückkehr der Libanesen in ihre Häuser im Süden des Landes begrüßt und erklärt, dass die Nation wieder einmal gezeigt habe, dass sie den Drohungen des Feindes niemals nachgeben wird“, hieß es in einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur IRNA vom 27. Januar.

Trotz allem, so der Analyst Seth Franzman, scheint die Hisbollah nicht auf einen Kampf aus zu sein. „Sie will libanesische Zivilisten gegen die israelische Armee einsetzen. Sie will Leid, um es dann auszunutzen,“ so Franzman. Auch der Iran scheint zurzeit keinen offenen Krieg zu wollen, da er mit inländischen Problemen zu kämpfen hat. Außerdem bestehen Schwierigkeiten bei der Wiederaufrüstung der Hisbollah, da die Schmuggelrouten über Syrien durch den Zusammenbruch des Assad-Regimes weitgehend unterbunden wurden.

Titelbild: Das Dorf Yaroun im Südlibanon. Die Hisbollah hat mit ihren Angriffen auf Israel Zerstörung über den Libanon gebracht. Foto: Ayal Margolin/Flash 90

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