zurück zu Aktuelles

Hisbollah verlangt den Abzug israelischer Truppen aus dem Libanon nach Ablauf des Waffenstillstands und plant die Wiederaufrüstung

JERUSALEM 01.01.2025 (LS) – Die israelische Armee (IDF) hat sich am Dienstag darüber geäußert, ob das israelische Militär seinen Rückzug aus dem Südlibanon genau am 60. Tag nach dem Waffenstillstand vom 27. November vollenden muss oder ob es je nach Bedingungen und Verstößen vor Ort einen Spielraum gibt.

Die Hisbollah fordert den Abzug der israelischen Truppen, um wieder damit zu beginnen, aufzurüsten. Israel hingegen will genau dies verhindern, aber hat gelernt, dass man internationalen Sicherheitsversprechen nicht vertrauen darf.

Ablauf des 60-tägigen Waffenstillstands

Israelische Militär- und Regierungsvertreter machten letzte Woche darauf aufmerksam, die 60-Tage-Zahl sei nicht „heilig“ und der Abzug könnte über die Frist hinaus um Tage, Wochen und möglicherweise sogar Monate verlängert werden. Dies könnte geschehen, wenn entweder das libanesische Militär bei der Ausübung der Kontrolle über den Südlibanon langsamer vorankommt, als erwartet oder wenn die Hisbollah zu viele Waffenstillstandsverletzungen begeht.

Die Hisbollah ist an ihre 60-tägige Waffenruhe mit Israel gebunden, doch „der 61. Tag wird anders sein“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Politischen Rates, Mahmoud Komati, am späten Montag gegenüber dem libanesischen Fernsehsender Al Manar und fügte hinzu, die Hisbollah werde wieder gegen die israelischen Streitkräfte vorgehen, wenn Israel sich nicht aus dem Südlibanon zurückzieht, ohne jedoch weitere Einzelheiten zu nennen.

In dem Interview verkündete der ehemalige Staatsminister für parlamentarische Angelegenheiten, die Hisbollah werde keiner lokalen oder ausländischen Partei erlauben, sich in ihr Programm der Wiederaufrüstung einzumischen. Der Bestand an Raketen, Flugkörpern und Drohnen sei nach wie vor vorhanden, so Komati. Er erklärte, es sei der Beschuss Tel Avivs durch die Hisbollah gewesen, der Israel an den Verhandlungstisch gebracht habe.

Rückzugspläne unklar

Die Tatsache, dass die Hisbollah ganz offen über ihre Pläne der Wiederaufrüstung spricht, zeigt, dass ein dauerhafter Waffenstillstand auf wackeligen Beinen steht. Die Hisbollah wurde einzig für den Kampf gegen Israel erschaffen. Jede Waffenruhe ist nur eine Pause zur Bewaffnung und strategischen Planung.

Von IDF-Soldaten während umfangreicher Operationen im Südlibanon beschlagnahmte Waffen und Ausrüstung der Hisbollah. Foto: IDF SPOKESPERSON’S UNIT

Komati warnte in dem Interview auch davor, dass bestimmte politische Parteien im Libanon Israel zum Nachteil des Landes unterstützen, und forderte die Libanesen auf, dies zu unterlassen.

Was den Rückzug der israelischen Truppen aus dem Libanon betrifft, erklärten israelische Vertreter, die Gefahr für die israelischen Streitkräfte und Bürger nehme zu, wenn die libanesische Armee ein Gebiet nicht von der IDF übernimmt oder wenn die Hisbollah versucht, in den Südlibanon einzudringen. Sobald diese Gefahr zunimmt, mache es weniger Sinn für die IDF-Truppen, den Rückzug abzuschließen.

Eine Alternative wäre, dass sich die IDF aus fast dem gesamten Südlibanon zurückzieht, aber eine sehr minimale Sicherheitszone aufrechterhält, bis sich zeigt, dass sowohl die libanesische Armee als auch die Hisbollah ihren Verpflichtungen im Rahmen des Waffenstillstands nachkommen.

Eine solche minimalistische Position würde wahrscheinlich eine öffentliche Abstimmung im Sicherheitskabinett erfordern, aber sie würde es der Hisbollah erschweren, eine plötzliche größere Eskalation zu rechtfertigen.

Titelbild: Eine Ausstellung von Waffen, die während des Krieges im Libanon beschlagnahmt wurden. Foto: Ayal Margolin/Flash90

Weitere News aus dem Heiligen Land