
Mitarbeiter des Geheimdienstes Shin Bet hat angeblich vertrauliche Dokumente an Journalisten weitergeleitet
JERUSALEM 16.04.2025 (LS) – Ein Mitarbeiter des Shin Bet (Israelischer Inlandsgeheimdienst) ist letzte Woche unter dem Verdacht verhaftet worden, geheime Informationen an Unbefugte weitergegeben zu haben. Das teilte die Polizeiliche Ermittlungsbehörde (PID) des Justizministeriums am Dienstag mit.
Der Verdächtige, der seinen Anwälten zufolge jahrzehntelang mit Hingabe und Professionalität im Shin Bet gedient hatte, gab zu, Informationen weitergegeben zu haben.
Angelegenheiten von öffentlicher Bedeutung
Der Verdächtige hat „Informationen von immenser öffentlicher Bedeutung mit der Absicht weitergegeben, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, wobei sichergestellt wurde, dass keine sicherheitsrelevanten Informationen weitergegeben wurden.“
„In einer Angelegenheit ging es um den Überprüfungsprozess, den die Verantwortlichen des Shin Bet in Bezug auf bestimmte politische Persönlichkeiten und ihr Umfeld durchführen wollten. Diese Informationen wurden dem Minister für Diaspora-Angelegenheiten und Antisemitismusbekämpfung Amichai Chikli und dem Journalisten Amit Segal mitgeteilt“, so die Anwälte des Beschuldigten.
„Darüber hinaus stellte unser Mandant Informationen aus der vollständigen Untersuchung des Shin Bet zum 7. Oktober zur Verfügung, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht wurden. Im Gegensatz zu der veröffentlichten Darstellung, die in erster Linie auf die politische Ebene abzielte, zeichneten die Informationen ein komplexeres Bild über das Verhalten und die Haltung des Shin Bet vor der Katastrophe.“
„Held Israels“
Der betreffende Minister, Amichai Chikli, bezeichnete den Shin Bet-Offizier als einen „Helden Israels, einen Whistleblower, der bereit war, Risiken bezüglich zweier Offizieller [Shin Bet-Chef Ronen Bar und Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara] einzugehen, die sich in einen gefährlich desorientierten Zustand begeben hatten“.
Laut Chikli hat der Offizier „enthüllt, dass der Direktor des Shin Bet während des Krieges wie besessen einen amtierenden Minister ausspioniert hat.“
„Bar wollte uns weismachen, dass die politische Ebene für das Erstarken der Hamas verantwortlich sei, vergaß aber zu erwähnen, dass er selbst die Rehabilitation und wirtschaftliche Stärkung des Gazastreifens als zentrales Ziel gesetzt hat“, erklärte Chikli.
Die Information entspreche „nicht der Definition von geheimem Material oder stellt auch nur den Hauch eines Risikos für die nationale Sicherheit dar. Im Gegenteil, das Versäumnis, dieses Material der politischen Ebene und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist der wahre Schaden für die Staatssicherheit“, so Chikli weiter.
Laut Chikli „hatte Israel in seiner Geschichte noch nie einen so rücksichtslosen, arroganten und inkompetenten Shin Bet-Chef wie ihn“. Er erklärte: „Bar sieht sich nicht als der Regierung untergeordnet, was bedeutet, dass er sich nicht an die Gesetze des Staates gebunden sieht, die seine Unterordnung unter die Regierung und ihren Chef klar und deutlich definieren.“
Titelbild: Ronen Bar, Leiter des Sicherheitsdienstes Shin Bet, hat angeblich wichtige Informationen nicht mit seinen Vorgesetzten geteilt. Foto: Olivier Fitoussi/Flash90