
Fehler der Regierung und der Geheimdienste, die zum Angriff am 7. Oktober führten
JERUSALEM 06.03.2025 (LS) – Der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet hat am Dienstag die Ergebnisse seiner Untersuchung des Massakers vom 7. Oktober veröffentlicht und dabei sein eigenes Versagen bei dem Vorfall eingestanden.
Zu den Fehlern gehörten, das Land nicht vor einer Invasion zu warnen, die Absichten der Hamas sowohl vor dem 7. Oktober als auch am Vorabend der Invasion misszuverstehen, sich nicht auf die Hamas als militärische Einheit im Gegensatz zu einer Terrorgruppe einzustellen, der Hamas zu erlauben, sich massiv zu bewaffnen, und nicht zu erkennen, wie tief der Schaden für die israelische Abschreckung war.
Konzeptionelle Einstellung des Shin Bet
Der Shin Bet gab zu, allgemein zu viel Vertrauen in den High-Tech-Grenzzaun der Armee im Gazastreifen gesetzt zu haben. Außerdem vertraute der Geheimdienst zu sehr auf Ruhe und Stabilität und befürchte, dass Fehlkalkulationen beim Druck auf die Hamas zu Instabilität oder einem „unnötigen“ Krieg führen könnten.
Der Shin Bet räumte ein, nicht ernsthaft davon ausgegangen zu sein, dass die Hamas mit ihrem Wunsch nach wirtschaftlicher Stabilität und mehr Arbeitskräften in Israel ein ausgeklügeltes Täuschungsmanöver inszenieren könnte, um Israel in Bezug auf ihre wahren Invasionsabsichten in Sicherheit zu wiegen.
Die Behörde gab an, sie habe massive Reformen durchlaufen, und wies darauf hin, dass sie ihren Schwerpunkt bei der Informationsbeschaffung in Gaza in viele subgeografische Einheiten aufgeteilt hat, wie sie es auch in Judäa und Samaria tut.
Shin Bet sah eine Invasion als unrealistisch
Eine weiterere Fehleinschätzung des Shin Bet war, dass er am Vorabend des 7. Oktober glaubte, die Hamas könnte sich auf einen Anschlag im Westjordanland konzentrieren.
Ebenso gab der Geheimdienst zu, weder die 2018 noch die 2022 veröffentlichte Version der „Walls of Jericho“-Pläne für eine mögliche Invasion der Hamas ernst genommen zu haben. Da der Shin Bet diese Pläne nicht als realistisch ansah, war eine breitere Invasion der Hamas im Süden Israels im Grunde genommen nicht Teil der Sicherheitsanalysen der Behörde.
Der israelische Geheimdienst hat berichtet, Katar habe zwei Finanzierungskanäle für die Hamas aufgebaut hat. Einer wurde von Israel überwacht und diente zumindest offiziell ausschließlich der Deckung des zivilen Bedarfs in Gaza. Der israelische Geheimdienst hat jedoch berichtet, dass ein weiterer Finanzierungskanal, insbesondere in den letzten Jahren, die israelische Aufsicht umging und die Hamas direkt versorgte.
Der Shin Bet gab die zunehmenden Besuche von Juden auf dem Tempelberg und die Justizreform als Faktoren an, die den Angriff der Hamas am 7. Oktober motivierten, doch ist inzwischen bekannt, dass Yahya Sinwar die Invasion bereits vor diesen Entwicklungen, im Jahr 2022, plante.
Titelbild: Ronen Bar, Leiter des Shin Bet-Sicherheitsdienstes, wird von Premierminister Netanjahu gedrängt, zurückzutreten. Foto: Chaim Goldberg Flash90