
Trotz des Kriegs in Gaza – Israel genehmigt die sofortige Rückkehr in sieben der 13 zerstörten Grenzkibbuzim
JERUSALEM, 02.07.2025 (NH) – Die israelische Regierung hat einem Beschluss des Militärs und des Verteidigungsministeriums zugestimmt, wonach die Bewohner der Gaza-Grenzgemeinden zurückkehren können. Den Behörden zufolge bestehe „kein akutes Sicherheitshindernis” mehr für das Leben in dem Grenzgebiet. Mit dem Regierungsbeschluss wird der Staat am Ende des Monats die Subventionierung von Mietwohnungen für die Kibbuzbewohner, die in ihre Gemeinden zurückkehren, einstellen. Personen, die noch immer mit Sicherheitsbedenken zu kämpfen haben, dürfen eine weitere Mitfinanzierung bis zum 30. Juni nächsten Jahres beantragen.
Sieben von 13 Gemeinden dürfen zurückkehren
Die Regierung genehmigte bislang jedoch nur die Rückkehr in sieben der 13 Kibbuzim, die am 7. Oktober 2023 am stärksten von der Terrorinvasion der Hamas betroffen waren. Das Sicherheitsverbot wurde für die Gemeinden Re’im, Kerem Shalom, Nirim, Ein Hashlosha, Sufa, Nir Yitzhak und Netiv Ha’asara aufgehoben. Die notwendigen Renovierungsarbeiten in den Gemeinden sollen bis Dienstag abgeschlossen sein.
Im kommenden August sollen auch die wesentlichen Sarnierungsarbeiten im Kibbuz Nahal Oz abgeschlossen sein, sodass Familien mit Kindern vor Beginn des neuen Schuljahres am 1. September in ihre Dörfer zurückkehren können. Die Bewohner von Kissufim müssen noch bis November warten. Die Kibbuzim Holit, Kfar Aza und Be’eri sollen erst 2026 wieder bewohnbar sein. Der Zeitpunkt der Rückkehr der Bewohner des Kibbuz Nir Oz ist noch nicht absehbar.

Krieg in Gaza und seine Auswirkungen auf die Grenzgemeinden
Vor knapp einem Monat veröffentlichte die Regierung einen Bericht der Tekuma-Verwaltung, die für die Sanierung und den Wiederaufbau der zerstörten Kibbuzim verantwortlich ist. Demnach sind bereits mehr als 59.000 der 64.000 Einwohner in ihre Häuser zurückgekehrt – eine Quote von 92%. Für die Sanierung der Gemeinden wurde ein Budget in Höhe von rund 1,4 Milliarden Schekel (umgerechnet fast 352 Millionen Euro) bereitgestellt, wovon etwa 1,1 Milliarden Schekel (mehr als 276 Millionen Euro) für die elf am schwersten geschädigten Gemeinden Be’eri, Nir Oz, Nahal Oz, Kfar Aza, Re’im, Nirim, Sufa, Holit, Nir Yitzhak, Kissufim und Netiv Ha’Asara bestimmt waren.
Tatsächlich scheint eine Rückkehr zur Routine in den Kibbuzim jedoch kaum möglich. Das israelische Militär operiert noch immer im Gazastreifen, sodass die Grenzgemeinden mit den sekundären Auswirkungen der ohrenbetäubenden Explosionen und Erschütterungen zu jeder Tageszeit und manchmal bis in die frühen Morgenstunden zurechtkommen müssen. Maya Lieberman, die Gemeindemanagerin des Kibbuz Nirim, erzählt, dass die massiven Explosionen in Gaza „Risse in jedem sanierten Gebäude im Kibbuz” hinterlassen haben. „Fensterläden fallen heraus, Fenster zerbrechen, Türen verziehen sich, Holzpergolen lösen sich von Häusern und Trinkgläser zerplatzen. Der Kibbuz bewegt sich einfach“, so Lieberman.

Trauma und Arbeitsunfähigkeit
So gaben bei einer Umfrage nur 45% der 585 Befragten aus elf Kibbuzim an, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen. Vor dem 7. Oktober waren es 70%. Mehr als 28% gaben an, überhaupt nicht zu arbeiten, bei 45% wäre die Arbeitsunfähigkeit auf mentale und emotionale Gründe zurückzuführen.
Der Gemeinderat des Kibbuz Nahal Oz erklärte, die Ankündigung der Regierung, zur Routine zurückzukehren, sei ein gefährlicher, realitätsentfernter Schritt. „Es ist unmöglich, eine ganze Gemeinschaft in ein Gebiet zurückzubringen, das immer noch bombardiert wird, ohne eine angemessene Sicherheitsinfrastruktur zu schaffen und Lehren zu ziehen – vor allem, wenn unsere Geiseln noch in Gaza sind und der Krieg noch nicht vorbei ist.“ Laut dem Gemeinderat versuche die israelische Regierung, auf dem Rücken der traumatisierten Bewohner ein „virtuelles Realitätsbild“ zu erzeugen.
Mit der staatlichen Rückkehrerlaubnis meldeten sich auch die Familien der Geiseln zu Wort: „Wenn es kein Sicherheitshindernis für die Heimkehr in die Grenzgemeinden gibt, dann gibt es sicherlich auch kein Hindernis für ein Ende der Kämpfe in Gaza. Nun muss noch ein umfassendes Abkommen über die Rückführung aller 50 Entführten erzielt werden. Die Gaza-Grenzgemeinden stellen das ‚Seil der Wiederbelebung‘ dar, doch erst müssen alle Entführten nach Hause zurückkehren.“
Titelbild: Zerstörte Häuser nach dem Massaker vom 7. Oktober vor fast zwei Jahren im Kibbuz Kfar Aza in Südisrael. Foto: Chaim Goldberg/Flash90