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Auseinandersetzungen an der Kotel: Frauen beten mit Tora-Rollen

JERUSALEM, 02.11.2016 (FJ) – Zu Beginn des neuen Monats nach hebräischem Kalender haben Frauen mit Tora-Rollen an der Kotel, der so genannten Klagemauer, gebetet. Dabei kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, als liberale Juden, Konservative, Mitglieder der Frauenbewegung „Women of the Wall“ und Aktivisten Tora-Schriftrollen an die heilige Stätte brachten, um gegen den Status quo zu protestieren.

Unklar ist bislang, wie viele Personen an dem Protest beteiligt waren, in Videos sind mindestens hundert Menschen zu sehen, die den Märschen und Gebeten beteiligt waren. Laut einer Pressemitteilung der israelischen Reformbewegung seien „Dutzende“ von Tora-Rollen in den Frauenbereich gebracht worden.

Obwohl Sicherheitsbeamte der Protestgebetsgruppe den Zutritt zur Stätte gewährten, versuchten sie später erfolglos zu verhindern, dass Tora-Rollen zu den Mitgliedern der Frauenrechtsorganisation gelangten.

Das ist ein historischer Tag!“

Videos von Augenzeugen zeigen, wie Beamte gegenüber liberalen Juden und Aktivisten handgreiflich werden, während diese die Tora-Rollen an sich pressen. Weitere Aktivisten kämpfen mit Ultraorthodoxen, um zu verhindern, dass diese an die Schriftrollen kommen. Nach einem längeren Handgemenge schafften es mehrere Tora-Rollen in den Bereich, in dem Frauen der „Women of the Wall“ ihren monatlichen Gottesdienst abhalten.

Anat Hoffman, Vorsitzende der „Women of the Wall“, freute sich riesig darüber, die Morgengebete an der Mauer abgehalten zu haben. „Zum ersten Mal in der Geschichte war eine Tora im Frauenbereich. Das ist ein historischer Tag. Frauen sollte es jeden Tag erlaubt sein, aus der Tora zu lesen. Die Zeit dafür ist reif“, so Hoffman. „Women of the Wall“ ist eine israelische Frauenrechtsorganisation, die sich vor allem dafür einsetzt, dass das Recht jüdischer Frauen anerkannt wird, am gesamten Bereich der Kotel zu beten und gemeinsam aus der Tora zu lesen.

Gebete als Protest gegen die Regierung

Die Protestbewegung war gegen Israels Regierung gerichtet, nachdem die Umsetzung einer im Januar genehmigten Resolution gescheitert war. Nach dieser hätte am südlichen Ende der Kotel ein pluralistischer Gebetsbereich anerkannt werden sollen. Bis heute liegen die Umsetzungspläne auf Eis. Liberale jüdische Gruppen planen weitere Veranstaltungen, um gegen die Restriktionen am Fuße des heiligsten Ortes des Judentums zu protestieren.

Einen Tag vor den Ereignissen hatte Premierminister Benjamin Netanjahu liberale jüdische Gruppen aufgefordert, den Protest gegen den anhaltenden Status quo an der Kotel zu unterlassen. Ruhige Verhandlungen würden mehr bringen als laute Auflehnungen.

 

Foto: Flash90/Hadas Parush

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