Landwirte aus dem Jordantal sind sauer auf Deutschland
JERUSALEM, 07.03.2016 (FJ) – Jüdische Landwirte aus dem Jordantal weigern sich, die neuen EU-Richtlinien zu befolgen und ihre Produkte als „Siedler-Erzeugnisse“ zu kennzeichnen. Die Bauern sind insbesondere sauer auf Deutschland, nachdem eine deutsche Firma gefordert hatte, die Bauern sollten deutlich machen, dass ihre Waren „aus den vom Staat Israel besetzten Gebieten“ stammen. Das erklärte der Vorsitzende des Regionalrates des Jordantals, Dudu Elhayani, der Tageszeitung „Jerusalem Post“.
Elhayani hat dem deutschen Botschafter Clemens von Götze einen Protestbrief geschrieben. Darin heißt es, die Forderungen seien diskriminierend und politisch motiviert. „Wir werden unsere Produkte nicht kennzeichnen“, so der Regionalratsvorsitzende, der sich an die Kennzeichnungspflicht von Juden in den dunklen Tagen Europas erinnert sieht. Es sei erschütternd, solche Forderungen während einer Terrorwelle zu erhalten, bei der Palästinenser fast täglich unschuldige Israelis angriffen. „Das ist einfach empörend“, unterstrich Dudu Elhayani.
In dem Brief an den deutschen Botschafter wird erläutert, dass 60 Prozent der Bewohner des Jordantals Landwirte sind, die vom Verkauf ihrer Produkte leben.
Im Dezember 2015 hatte die Europäische Union Vorschriften erlassen, wonach israelische Produkte, die außerhalb der Waffenstillstandslinien von 1967 hergestellt werden, nicht mehr als „Made in Israel“ gekennzeichnet werden dürfen. Dies hatte in Israel zu heftigen Protesten geführt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies darauf hin, dass es auf der Welt zahlreiche territoriale Konflikte gebe. Aber niemand verlange von China, Waren aus dem besetzten Tibet besonders zu kennzeichnen. Auch fordere man dies nicht von Marokko, das die Westsahara annektiert hat. Dass man nur Israel herausgreife, zeige, dass es nicht um eine Verbraucherinformation gehe. Vielmehr sei die Aktion anti-israelisch motiviert. Der EU-Botschafter in Israel, Lars Faborg-Andersen, bestritt das und entgegnete, die EU wende sich gegen alle Boykottaufrufe und habe hervorragende Handelsbeziehungen zu Israel.
Nach Angaben von Dudi Elhayani gehen rund 20 Prozent der landwirtschaftlichen Exporte aus dem Jordantal nach Europa. Der Rest werde nach Russland, in die USA und nach Asien verkauft.
Bild: Dieses Gewächshaus im Jordantal gehört zum jüdischen Dorf Na‘ama, nördlich von Jericho. Hier wird Basilikum angebaut.
Foto: Flash 90/Nati Shohat