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Polizei will Extremisten von Gay-Pride-Parade fernhalten

TEL AVIV, 03.06.2016 (FJ) – Die israelische Polizei hat in den vergangenen Tagen mehrfach mit Extremisten des rechten Flügels telefoniert und sie dazu aufgefordert, sich von der am heutigen Freitag in Tel Aviv stattfindenden Gay-Pride-Parade fernzuhalten. Damit soll sichergestellt werden, dass die Veranstaltung der Homosexuellen friedlich vonstatten geht.

Laut dem Fernsehsender Channel 2 erhofft sich die Polizei auf diesem Weg, eine Wiederholung der Geschehnisse im vergangenen Jahr zu vermeiden. Dabei hatte ein ultraorthodoxer Jude bei der Parade in Jerusalem eine Messerstecherei begonnen, bei der die 16-jährige Shira Banki getötet und weitere Menschen verletzt wurden.

Im Vorfeld der Anrufe hatte die Polizei bereits versucht, einstweilige Verfügung gegen eine Gruppe von Rechtsextremen zu erreichen, um sie davon abzuhalten, bei der Veranstaltung vor Ort zu sein. Der Richter lehnte diese Forderung allerdings mit der Begründung ab, es gebe nicht genügend Beweise, um eine derartige Verfügung auszusprechen. Diese Entscheidung des Gerichts führte offenbar zu den etwas unorthodoxen Telefonanrufen der Behörden.

Bekannt wurden die Bemühungen der Polizei durch eine von Channel 2 veröffentlichte Aufnahme eines Telefongesprächs, bei dem ein Polizist versucht, einen rechten Aktivisten davon zu überzeugen, eine Erklärung zu unterschreiben, nach der er nicht an der Parade in Tel Aviv teilnehmen würde. Dabei warnt der Beamte, dass „jeglicher aktive Versuch, [den Teilnehmern] zu schaden, zu drohen oder [sie] zu belästigen ein Verbrechen darstellt“.

Na und? Ist es verboten, zu demonstrieren?“

Itamar Ben Gvir, ein dem rechten Flügel angehörenden Anwalt, der für die Verteidigung jüdischer Extremisten bekannt ist, kritisierte die Aktion der Polizei bei Channel 2 stark. „Nehmen wir an, dass derselbe Aktivist einen Protest gegen die Homosexuellen-Parade auf die Beine stellen wollte. Na und? Ist es verboten zu demonstrieren? […] Ich verstehe das Trauma der Polizei nach den Geschehnissen im vergangenen Jahr, aber sie müssen deshalb nicht in das andere Extrem geraten.“

Zehntausende Teilnehmer werden bei der Gay-Pride-Parade bei Temperaturen um die 34 Grad Celsius erwartet. Nach Einschätzungen des israelischen Außenministeriums wird bei der jährlichen Veranstaltung mit mehr als 180.000 Menschen, darunter 30.000 Touristen, gerechnet. Die Flaggen in Regenbogenfarben sind bereits überall in der Stadt aufgehängt worden, um sich auf eine der größten „Paraden stolzer Schwuler und Lesben“ weltweit vorzubereiten.

Schweigeminute für die ermordete Shira Banki

Die Veranstaltung, die den Höhepunkt der Feierlichkeiten der homosexuellen Gemeinschaft in dieser Woche darstellt, wurde offiziell von Tel Avivs Bürgermeister Ron Huldai eröffnet. Die Parade beginnt um die Mittagsstunde am Gan Meir Park und endet um etwa 17 Uhr am Charles Clore Strand. Einzelne Hauptstraßen in der Stadt werden für den Marsch geschlossen sein. Im Laufe des Tages wird es auch eine Schweigeminute geben, um der ermordeten Shira Banki zu gedenken. Tel Aviv gilt trotz häufig stattfindenden Protesten von konservativen religiösen Gruppen als freundlichste Stadt gegenüber Homosexuellen.

 

Foto: Flash90/Miriam Alster

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