Palästinenser kritisieren Abbas‘ Anwesenheit bei Peres‘ Beerdigung
JERUSALEM, 04.10.2016 (FJ) – Verschiedene palästinensische Fraktionen haben die Anwesenheit von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bei der Beerdigung von Schimon Peres heftig kritisiert. Fotos, auf denen Abbas die Hand von Netanjahu schüttelt, Peres‘ Tochter umarmt und seinen Kopf während der Zeremonie senkt, verbreiteten sich rasant im Internet. Darauf folgte vernichtende Kritik von der Hamas, dem islamischen Dschihad und selbst von Politikern aus Abbas‘ Fatah-Partei.
Die Terrorgruppe Hamas nannte Abbas‘ Verhalten „eine Schande“ und warf ihm vor, „das Blut der ‚Märtyrer‘ zu verachten“. Ein palästinensischer Journalist twitterte: „Mahmud Abbas weint bei der Beerdigung eines Kindermörders. Wie wird die Geschichte dieses verabscheuungswürdige Verhalten bewerten?“
Es war die erste Begegnung zwischen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas seit mehr als sechs Jahren. Sie schüttelten sich die Hände und tauschten ein paar Worte aus. „Lange ist es her“, sagte Abbas zu Netanjahu und seiner Frau Sara. „[Ihre Anwesenheit] ist etwas, das ich sehr schätze im Namen von uns und unserem Volk“, begrüßte Netanjahu den Palästinenserpräsidenten.
„Abbas hatte die Pflicht, das palästinensische Volk zu vertreten“
Trotz interner Kritik betonte ein Fatah-Politiker, Abbas habe die Verpflichtung gehabt, das palästinensische Volk bei dem Begräbnis zu vertreten. „Das war eine Friedensbotschaft des palästinensischen Volkes. Abbas erfüllte seine Pflicht, besonders im Hinblick auf die globale Aufmerksamkeit. [Abbas‘ Anwesenheit] unterbrach die israelische Propaganda, die versucht, das palästinensische Volk als gewalttätig darzustellen“, erklärte der Beamte.
Zahlreiche Politiker aus aller Welt hatten sich am Freitag in Jerusalem zusammengefunden, um Abschied von Israels neuntem Präsident Schimon Peres zu nehmen. Nach der Beerdigung empfing Netanjahu mehrere Staatsoberhäupter in Jerusalem. Alle Sitzungen hätten sich auf Peres und Israels Auslandsbeziehungen konzentriert. Regionale Fragen und Möglichkeiten, um die Sicherheitslage zu stabilisieren und den Frieden zu fördern, seien diskutiert worden, heißt es aus dem Büro des Premierministers.
Währenddessen haben tausende Israelis Peres’ Grab im Laufe des Wochenendes besucht, um dem früheren Präsidenten ihren Respekt zu zollen.
Foto: Amos Ben Gershom/GPO