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Abbas dreht der Hamas den Strom ab

JERUSALEM, 01.05.2017 (TM) – Während die westliche Welt noch immer davon träumt, dass die Palästinenser einen eigenen Staat gründen und diesen friedlich und einträchtig verwalten, ist es zwischen den Palästinensergruppen Fatah und Hamas zur heftigsten Krise seit Jahren gekommen. Die radikal-islamische Hamas, die im Gazastreifen das Sagen hat, warf Palästinenserpräsident Mahmud Abbas „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vor. Abbas regiert mit seiner Autonomiebehörde das so genannte Westjordanland. Er hatte angekündigt, künftig die Stromrechnungen für den Gazastreifen nicht mehr zu bezahlen. In dem Küstenstreifen würden dann die Lichter vollends ausgehen. Hamas-Vertreter sprachen öffentlich von „Kriminellen“ in der Autonomiebehörde.

Hamas gerät unter Druck

Die religiösen Hamas-Fanatiker in Gaza waren in den letzten Wochen unter Druck der eigenen Bevölkerung geraten. Die Lebensumstände in dem Küstenstreifen sind miserabel: Strom gibt es nur etwa vier Stunden pro Tag. Das Trinkwasser ist bedrohlich schlecht, die Arbeitslosigkeit hoch. Doch die Hamas investiert ungerührt in Raketen und Terrortunnel für den nächsten Krieg gegen Israel. Zudem fordert die Hamas hohe Steuern. Wer zu laut dagegen protestiert, muss damit rechnen, in einem der Foltergefängnisse der Islamisten zu landen.

Die Hamas hatte 2007 die Macht im Gazastreifen übernommen und eine Diktatur errichtet. Die Palästinensische Autonomiebehörde mit Sitz in Ramallah hat bislang einen Teil ihres Budgets dafür verwendet, wichtige Infrastrukturmaßnahmen in Gaza aufrecht zu erhalten, obwohl sie dort nichts mehr zu sagen hat. Das einzige Kraftwerk im Gazastreifen wird mit Diesel betrieben. Den bezog die Hamas bisher von der Autonomiebehörde. Die Islamisten weigern sich aber, dafür zu bezahlen, weil Abbas angeblich zu hohe Preise verlangt. Der wiederum verweist auf die hohen Steuereinnahmen der Hamas.

Die Weltbank warnte bereits vor einer „humanitären Krise“ durch die drohende Stromabschaltung. Gefährdet seien Krankenhäuser, die Wasserversorgung und andere lebenswichtige Dienste.

Abbas in der Defensive

Beobachter rätseln, warum Abbas kurz vor seinem Besuch bei US-Präsident Trump am 3. Mai nun die öffentliche Konfrontation mit der Hamas sucht. Möglicherweise will der 82-Jährige Holocaust-Verharmloser seine Position innerhalb der arabischen Welt stärken. Die redet derzeit nicht über ihn, sondern über Marwan Barghouti. Der 57-jährige Erzterrorist hat aus dem Gefängnis heraus einen Hungerstreik von über 1000 Häftlingen angezettelt. Barghouti ist unter den Palästinensern überaus populär, er wird als Nachfolger von Abbas gehandelt. Die „New York Times“ bezeichnete den Mörder von vier Israelis und einem griechischen Mönch verharmlosend und irreführend als „palästinensischen Anführer und Parlamentarier“.

Die Weltpresse schweigt weitgehend zum aktuellen Krach zwischen Fatah und Hamas. Man möchte wohl den Lesern nicht alle Illusionen über den „Staat Palästina“ rauben, denn der ist nach Aussage westlicher Politiker „alternativlos“.

Bild: Aufgebrachte Demonstranten im Gazastreifen verbrennen ein Poster, das Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zeigt. Foto: Abed Rahim Khatib (Flash 90)

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