Hungerstreik beendet: Mörder Barghouti wird zum Nationalhelden
JERUSALEM, 28.05.2027 (TM) – Der Hungerstreik von palästinensischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen ist beendet. Nach 40 Tagen, rechtzeitig vor Beginn des Fastenmonats Ramadan, gaben die Strafgefangenen auf. Nur eine ihrer zahlreichen Forderungen wurde erfüllt. Großer Gewinner des Streiks ist dessen Initiator Marwan Barghouti (57). Der ehemalige Anführer der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden, verurteilt wegen fünffachen Moders und Terrorismus, hat nun beste Chancen, der Nachfolger von Mahmud Abbas (82) als Palästinenserpräsident zu werden.
Zentrale Figur des Streiks
Barghouti war die zentrale Figur der ganzen Aktion. Dem langjährigen Funktionär der Fatah-Partei schadete es nicht, dass er mitten im Hungerstreik von einer Überwachungskamera gefilmt wurde, als er heimlich einen Schokoriegel verschlang. Als Barghouti den Streik ausrief, folgten ihm 1150 Mithäftlinge, etwa ein Sechstel aller palästinensischen Gefangenen. Sie hatten eine lange Liste von Forderungen an die Gefängnisverwaltung: 20 Fernsehkanäle, unkontrollierter Zugang zu Zeitschriften und Büchern, Klimaanlagen, abwechslungsreicheres Essen, mehr Familienbesuche, Wiederaufnahme von Fernstudien während der Haft, Nutzung öffentlicher Telefone, jährliche medizinische Untersuchungen, Abschaffung der Einzelhaft.
Erfüllt wurde nur die Forderung nach einem zweiten Besuchstag pro Monat für die Angehörigen der Gefangenen. Die Palästinensische Autonomiebehörde erklärte sich bereit, den Familien die anfallenden Fahrtkosten zu bezahlen. Barghouti beendete den Hungerstreik, als er in eine gefährliche Phase geriet. 834 Gefangene hatten durchgehalten, 40 mussten medizinisch behandelt werden.
Star in den Medien
Fatah-Häftlinge hatten in Israel 13 Jahre lang nicht gestreikt. Entsprechend groß war das Interesse der arabischen Medien. Barghouti war wochenlang auf den Titelseiten der Zeitungen und in allen wichtigen Nachrichtensendungen. Tausende Palästinenser gingen auf die Straße, um ihre Solidarität mit den Häftlingen zu demonstrieren. Viele hatten Plakate mit Barghouti-Porträts dabei. Selbst die radikal-islamische Hamas kam unter Druck und musste die Aktion des eigentlich verhassten Fatah-Politikers öffentlich würdigen.
Barghouti wurde in etlichen internationalen Medien als „Anführer“ bezeichnet, der für bessere Haftbedingungen kämpft, eine Art palästinensischer Nelson Mandela. Seine Terror-Vergangenheit wurde dabei häufig ausgeblendet.
In den vergangenen Tagen hatten laut Medienberichten die Fatah-Partei und die Palästinensische Autonomiebehörde auf ein Ende des Hungerstreiks gedrängt – nicht nur aus Sorge um die geschwächten Häftlinge, sondern auch, um Barghouti nicht noch mächtiger werden zu lassen.
Bild: Palästinenser in Ramallah feierten am Samstag das Ende des Hungerstreiks als großen Erfolg.
Foto: Flash 90
Fokus Jerusalem hat mehrfach über den Hungerstreik berichtet: