Palästinenser-Häftlinge beginnen Hungerstreik
JERUSALEM, 17.04.2017 (TM) – 1187 palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen haben heute einen unbefristeten Hungerstreik begonnen. Sie fordern bessere Haftbedingungen, unter anderem häufigere Familienbesuche, die Möglichkeit für akademische Studien und Abschlüsse im Gefängnis, mehr Fernsehkanäle und die Nutzung von Mobiltelefonen. Anführer der Streikenden ist Marwan Barghouti (Foto). Der 57-jährige, bekannt auch als Abu Qassam, ist wegen mehrfachen Mordes und Terrorismus während des zweiten Palästinenseraufstandes zu fünfmal lebenslanger Haft verurteilt worden. Der ehemalige Fatah-Politiker wird als möglicher Nachfolger von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gehandelt.
Israel: Forderungen unbegründet
Israels Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, erklärte, es gehe den Streikenden in Wirklichkeit um ganz andere Ziele. „Der von Barghouti angeführte Hungerstreik ist durch interne palästinensische Politik motiviert.“ Die Forderungen bezüglich der Haftbedingungen seien unbegründet. Er habe das Gefängnispersonal und die Polizei angewiesen, mögliche Unruhen zu verhindern. Tatsächlich gibt es bereits zahlreiche Solidaritätsbezeugungen. In Ramallah fand ein erster großer Protestmarsch statt. Palästinenserpräsident Abbas forderte, die Welt müsse eingreifen, um Tote durch den Hungerstreik zu verhindern. Derzeit sitzen 6200 Palästinenser in israelischer Haft.
Anführer Barghouti schrieb in seiner Zelle einen Kommentar, der in der New York Times veröffentlicht wurde. Er beklagt darin „Israels illegales Justizsystem mit willkürlichen Arresten und der Misshandlung palästinensischer Gefangener.“ Diese seien Mittel der kolonialistischen und militärischen Besatzung.
Medien verschleiern Terror-Vergangenheit
Laut Umfragen ist Barghouti der derzeit beliebteste palästinensische Anführer. Durch den Hungerstreik dürfte seine Popularität weiter steigen. Er ist der frühere Anführer der Al Aksa-Märtyrerbrigaden und der Kopf der Terrororganisation Tanzim. Beide Gruppen haben Dutzende Israelis durch Terroraktionen getötet, darunter etliche Kinder. Dennoch bezeichnete die New York Times Barghouti als „palästinensischen Anführer und Parlamentarier.“ Auch die deutsche Tagesschau verschleiert Barghoutis Vergangenheit als Terrorist. Sie berichtet, er sei „wegen seiner Rolle in der zweiten Intifada“ zu lebenslanger Haft verurteilt, hoffe aber auf eine Freilassung und ein politisches Comeback.
Bild: Marwan Barghouti wird 2002 in Handschellen dem Jerusalemer Bezirksgericht vorgeführt. Foto: Flash 90