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Umfrage: Große Mehrheit sieht keine „Besatzung“

JERUSALEM, 05.06.2017 (TM) – Rund zwei Drittel der jüdischen Israelis betrachten das sogenannte Westjordanland nicht als „besetztes Gebiet“. Das hat eine neue Umfrage ergeben, die am Sonntag zum 50. Jahrestag des Sechstagekriegs veröffentlicht wurde. Die Palästinenser beanspruchen dieses Gebiet, das biblische Judäa und Samaria, für ihren künftigen Staat.

Bevölkerung ist gespalten

50 Jahre, nachdem die israelische Armee die jordanischen Besatzungstruppen vertrieben hat, ist die israelische Bevölkerung gespalten: 44 Prozent der Befragten waren der Meinung, der jüdische Staat solle Judäa und Samaria annektieren, also zu israelischem Staatsgebiet machen, wie die Golanhöhen und den Ostteil Jerusalems. Dafür hatten sich zuletzt auch einige Minister ausgesprochen. Doch 45 Prozent der Umfrageteilnehmer waren dagegen.

Drei Viertel der Befragten, die sich politisch dem rechten Spektrum zuordnen, unterstützten die Siedler. Von denjenigen, die sich politisch in der Mitte einstuften, befürworteten 37 Prozent die Siedlungspolitik. Bei den politisch links Orientierten waren nur vier Prozent für die Siedlungen.

Sind die Siedlungen ein Hindernis für den Frieden? Eine Mehrheit von 56 Prozent sagte dazu nein. Bei den politisch links stehenden Israelis sieht es anders aus: Von ihnen halten 89 Prozent die Siedlungen für ein Friedenshindernis.

Eine Mehrheit von Juden (61 Prozent) und Arabern (54 Prozent) war der Meinung, obwohl Jerusalem vor 50 Jahren wiedervereinigt wurde, sei es dennoch eine gespaltene Stadt geblieben – der Westteil jüdisch, der Ostteil arabisch.

Trumps Friedensplan skeptisch beurteilt

Die Umfrage wurde nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump im Heiligen Land durchgeführt. Trump hatte sich mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas getroffen. Trump zeigte sich anschließend optimistisch: Er halte es für möglich, in naher Zukunft ein Friedensabkommen zu erreichen. Sowohl Juden als auch Araber in Israel sehen das ganz anders: Eine überwältigende Mehrheit (82 Prozent) sieht kaum Chancen für ein Friedensabkommen innerhalb der nächsten zwei Jahre.

Die Umfrage wurde Ende Mai vom Migdam Research Institut durchgeführt. Befragt wurden 500 jüdische und 100 arabische Israelis, die die erwachsene Bevölkerung Israels repräsentieren. Die Fehlermarge liegt bei 4,1 Prozent.

Bild: Muslime beten zu Beginn des Fastenmonats Ramadan auf dem Tempelberg in Jerusalem, dem Brennpunkt des Nahostkonflikts. Die israelische Bevölkerung hat sehr unterschiedliche Auffassungen zu der Frage, wie mit den umstrittenen Gebieten umgegangen werden soll.

Foto: Afif H. Amireh (Flash 90)

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