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May: „entschuldige mich absolut nicht für Balfour-Erklärung“

LONDON / JERUSALEM, 03.11.2017 (FJ) – Der 100. Jahrestag der Balfour-Erklärung sorgt bei Israelis, Briten und Palästinensern für gegensätzliche Reaktionen. Das Jubiläum wurde am Donnerstagabend in London gefeiert. Die britische Premierministerin Theresa May lud zu einem Festbankett. May und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatten angekündigt, den Jahrestag „mit Stolz“ zu begehen.

May: „Israel ist eine Start-up Nation“

Theresa May sagte, dass sie sich „absolut nicht“ für die Balfour-Erklärung von 1917, die den Weg für die Errichtung des „außergewöhnlichsten“ Staates Israel ebnete, entschuldigen wolle. Doch sie bemerkte auch, dass die Vision eines friedlichen jüdisch-arabischen Zusammenlebens eine „unerfüllt bleibt“. In ihrer Rede lobte May den jüdischen Staat und beschrieb Israel als eine „echte Start-up Nation“ und als „Symbol der Offenheit als eine blühende Demokratie; und einen Leuchtturm für die Welt, der die Rechte von Frauen und Mitgliedern der LGBT-Gemeinschaft hochhält.“ May wetterte gegen die Boykottbewegung gegen Israel, das „antiisraelische Gefühl führt zu einer neuen und verderblichen Form des Antisemitismus. Es kann niemals eine Entschuldigung für Antisemitismus in irgendeiner Form geben.“

May entschuldigt sich „absolut nicht“

May bot auch entschiedene Unterstützung für Israels Sicherheit an und betonte, dass „nur wenn man Zeuge Israels ist, versteht man die ständige Gefahr Israels – wie ich bei meinem Besuch im Jahr 2014, als die Leichen der ermordeten Teenager Naftali Frenkel, Gilad Shaer und Eyal Yifrah entdeckt wurden. Ich bin mir also klar, dass wir immer das Recht Israels verteidigen werden, sich selbst zu verteidigen“, fügte sie hinzu.

„Wir sind stolz auf unserer Vorreiterrolle bei der Gründung des Staates Israel“, erklärte May in London. Balfours Brief sei ein wegweisendes Dokument, das auch heute noch für viele Menschen sehr wichtig sei. „Also, wenn einige Leute vorschlagen, wir sollten uns für diesen Brief entschuldigen, sage ich: Absolut nicht!“, erklärte May im Rahmen des Festbanketts.

Protest der Palästinenser

In London forderte Israels Ministerpräsident Netanjahu die Palästinenser auf, sich mit Israels Existenz als Nationalstaat des jüdischen Volkes abzufinden. Eine Anerkennung dieser Tatsache sei ein großer Schritt in Richtung Frieden. In den vergangenen Wochen haben die Palästinenser vehement gegen die Entscheidung der britischen Regierung protestiert, den 100. Jahrestag der Balfour-Erklärung festlich zu feiern. Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas forderte London auf, sich für das Dokument zu entschuldigen und einen palästinensischen Staat anzuerkennen.

Balfour-Erklärung

Am 2. November 1917 verfasste der britische Außenminister Lord Arthur James Balfour eine „Sympathie-Erklärung“ an Lord Lionel Walter Rothschild, den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde. „Die Regierung seiner Majestät betrachtet die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk mit Wohlwollen“, hieß es in dem Brief. Man werde „größte Anstrengungen“ unternehmen, die „Erreichung dieses Ziels zu erleichtern“. Die zionistische Bewegung forderte die Unterstützung später wiederholt bei den Briten ein, die das Mandat des Völkerbundes zur Verwaltung der Region hatten. Der Brief gilt rückblickend als wichtige Unterstützung auf dem Weg zur Gründung Israels im Jahr 1948.

Foto: Kobe Gideon, GPO Israel

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