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Israel und Iran – ziemlich beste Feinde

von Elisabeth Lahusen

TEHERAN / HAIFA, 13.02.2018 Trotz ständiger Kriegsdrohungen von iranischer Seite ist die gegenseitige Wahrnehmung von Israelis und Iranern oft sehr humorvoll.

Unbeabsichtigte Werbung für Microsoft

Der Azadi-Tower („Freiheitsturm“, Foto links) im Herzen von Teheran, ein Monument und Wahrzeichen der Islamischen Republik, wurde am 8. Februar wegen einer Fehlfunktion zu einem Werbespot für Windows 7. Statt einer Lichtshow, die auf das riesige Gebäude projiziert werden sollte, konnten Passanten den Desktop des Verantwortlichen sehen. Es war wohl eine technische Fehlfunktion, die dazu führte, dass die Computerschnittstellenanzeige projiziert wurde und nicht die geplante Show. Die Kombination aus dem Logo des amerikanischen Technologieriesen und dem Denkmal der Islamischen Republik wurde von der Bevölkerung mit Humor genommen. Eine Verwaltungsmitarbeiterin scherzte auf Twitter, dass sie doch mal in Windows 10 investieren sollten. Die Israelis lachten mit. „Bravo Mossad“ hieß es. Denn schließlich wurde die Microsoft- Software zum großen Teil in Israel entwickelt.

Doe Panne auf Twitter.

Die technische Panne, die für großflächige Microsoft-Werbung ausgerechnet in Teheran sorgte, führte zu jeder Menge Spott auf Twitter.

Der vom iranischen Architekten Hossein Amanat gebaute Turm ist 45 Meter hoch. Das gewaltige Monument ist eingedeckt mit 25.000 weißen Marmorsteinen aus Isfahan. Hossein Amanat ist Anhänger der Bahai-Religion. Nach seinem Entwurf wurde auch das Zentrum für das Studium der Heiligen Texte im Bahai-Weltzentrum in Haifa erbaut. Als sich nach der Islamischen Revolution von 1979 die Verfolgung der Bahai im Iran verschärfte, siedelte er nach Vancouver um. Die Bahai fanden in Israel eine neue Heimat.

Israelisches Navi für Teheran

In Israel ist der Umgang der Iraner mit westlicher Software seit einiger Zeit so eine Art Running Gag. Die Nutzung der 2008 in Israel entwickelten mobilen Navigations- App „Waze“ ist im vergangenen Jahr 2017 alle zwei Monate abwechselnd erlaubt und verboten worden. Im März vergangenen Jahres sagte der iranische stellvertretende Generalstaatsanwalt Abdolsamad Khorramabadi noch: „Die Waze-App ist ein Spionagewerkzeug, das dem zionistischen Regime gehört. In dem Moment, in dem es auf dem Telefon installiert ist, hat es Zugriff auf alle persönlichen Informationen des Benutzers, einschließlich der Reise und des geografischen Standorts. Dies kann zu Sicherheitsproblemen für die Menschen und für das Land führen.” Anschließend hat man Waze aber wieder erlaubt, dann erneut verboten und aktuell wieder erlaubt, da die eigene Software noch nicht ausgereift ist.

Taxis mit zwei Smartphones

 

"Waze" funktiniert auch in Teheran.

Mit der Navigations-App „Waze“ aus Israel finden Autofahrer in Teheran ihren Weg.

Taxi-Fahrer in Iran benutzen vorsichtshalber zwei Smartphones, eines mit der Waze-Navigations-App und das andere mit einer politisch korrekten Navifunktion. Zurzeit ist Waze für Teheran verfügbar. Ganz ohne Israel funktioniert wohl auch der Iran nicht.

Bild oben: Auoob Farabi /Panormaio

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