Weltstar Natalie Portman brüskiert Netanjahu
JERUSALEM, 22.04.2018 (TM) – Die US-amerikanische Schauspielerin, Regisseurin und Filmproduzentin Natalie Portman (36) wird den Genesis-Preis in ihrer Geburtsstadt Jerusalem nicht entgegen nehmen. Sie protestiere damit gegen Regierungschef Benjamin Netanjahu, erklärte der Weltstar. Netanjahus Likud-Partei warf ihr daraufhin Heuchelei vor. Mit ihrem Verhalten stärke sie die Israel-Boykott-Bewegung.
„Jüngste Ereignisse extrem bedauerlich“
Der Genesis-Preis ist mit zwei Millionen Dollar dotiert, die Portman ursprünglich für Frauenprojekte spenden wollte. Bei der Verleihung sollte Netanjahu sprechen. Portman teilte nun mit, sie wolle nicht als Unterstützerin des Regierungschefs erscheinen. Zuvor hatte ihr Management erläutert, sie habe „die jüngsten Ereignisse in Israel als extrem bedauerlich empfunden“ und fühle sich nicht wohl dabei, an einer öffentlichen Veranstaltung in Israel teilzunehmen. Offen blieb welche Ereignisse Portman meinte. Möglicherweise sprach sie von den jüngsten Auseinandersetzungen an der Grenze zum Gazastreifen, sie könnte aber auch die drohende Ausweisung von afrikanischen Flüchtlingen gemeint haben. Denn am Freitag unterstrich sie in einer Stellungnahme: „Israel wurde vor 70 Jahren als ein Zufluchtsort für Holocaust-Flüchtlinge gegründet. Aber die Misshandlung derer, die unter den heutigen Gräueltaten leiden, widerspricht meinen jüdischen Werten. Weil ich mich um Israel kümmere, muss ich aufstehen gegen Gewalt, Korruption, Ungleichheit und Machtmissbrauch.“
„Opfer von Falschinformationen“
In einer Erklärung der Likud-Partei wird darauf hingewiesen, dass Natalie Portman bereits 2015 eine Organisation unterstützt hatte, die Netanjahus Wiederwahl verhindern wollte. Sie spreche über Menschenrechte, nehme aber an Festivals in Ländern teil, deren Menschenrechtssituation weit schlimmer sei als jene in Israel. Der israelische Sicherheitsminister Gilad Erdan schrieb an Portman, sie beziehe sich offenbar auf die Vorfälle an das Gaza-Grenze. Dabei sei sie ein Opfer der Falschinformation durch die Medien geworden und auf die Lügen der Hamas-Terrororganisation hereingefallen. Der Minister lud die Schauspielerin ein, die israelischen Dörfer an der Grenze zu besuchen und mit den dort stationierten Soldaten zu sprechen. Zuvor hatte bereits Kulturministerin Miri Regev Portman vorgeworfen, sie sei „wie eine reife Frucht in die Hände der Israel-Boykott-Unterstützer gefallen.“ Anders bewertete die Abgeordnete Rachel Azaria (Kulanu-Partei) den Vorfall. Portmans Absage sei ein Warnsignal, sie spreche für viele Juden in den USA, hauptsächlich aus der jüngeren Generation.
Die Genesis-Preis-Stiftung zeigte sich enttäuscht über die Absage der weltbekannten Schauspielerin. Sie habe eine menschenfreundliche Initiative politisiert, was die Stiftung habe vermeiden wollen.
Gegnerin von Präsident Trump
Natalie Portman ist das einzige Kind ihres israelischen Vaters und ihrer jüdisch-amerikanischen Mutter. Sie kam im Alter von drei Jahren in die USA und stand schon als Jugendliche vor der Kamera. Bekannt wurde sie als 13-Jährige durch den Film „Léon – Der Profi“. Sie studierte Psychologie an der Harvard-Universität und belegte auch Kurse an der Hebräischen Universität in Jerusalem. 2011 erhielt sie für ihre Hauptrolle im Film „Black Swan“ den Oscar. Portman ist verheiratet, hat zwei Kinder, ist Veganerin und entschiedene Gegnerin von US-Präsident Donald Trump.
Bild: Natalie Portman bei der Oscar-Verleihung in Hollywood. Quelle: U.S.Army
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