Israel ist auf Rache der Hamas vorbereitet
JERUSALEM, 15.05.2018 (TM) – Die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen will den Tod von rund 60 Demonstranten rächen, die am Montag bei Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee ums Leben gekommen sind. Arabische Medien berichten, das israelische Militär habe für diesen Fall mit der gezielten Tötung von Hamas-Anführern gedroht. Durch die hohe Zahl an Todesopfern gerät Israel international unter Druck. Die Türkei und Südafrika haben ihre Botschafter aus Israel abgezogen. Kuwait hat eine Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrates beantragt.
Luftalarm am Gazastreifen
Große Aufregung gab es heute um 10:25 Uhr im Grenzgebiet zum Gazastreifen: dort heulten die Sirenen los, die vor einem Raketenangriff warnen. Hunderte Israelis rannten in die Schutzräume. Die Armee gab wenige Minuten später Entwarnung: Es habe sich um einen Fehlalarm gehandelt, die Ursache sei unklar.
Israel steht am Pranger
Für das Blutvergießen am Gazastreifen macht ein Großteil der Welt Israel verantwortlich. „Die Regierung von Südafrika verurteilt in schärfster Form den jüngsten Akt der Aggression durch die israelischen Streitkräfte an der Gaza-Grenze“, heißt es in einer Stellungnahme aus Pretoria. Der türkische Präsident Erdogan sprach von „staatlichem Terror“ und einem „Völkermord“.
Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Zeid Ra‘ad al-Hussein (Jordanien), twitterte aus Genf: „Die schockierende Ermordung von Dutzenden, die Verwundung von Hunderten durch israelisches Feuer in Gaza muss aufhören. Das Recht auf Leben muss respektiert werden. Diejenigen, die für diese abscheulichen Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind, müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Die internationale Gemeinschaft muss den Opfern Gerechtigkeit verschaffen.“
Berlin: Recht auf Protest und Selbstverteidigung
Auch das Auswärtige Amt in Berlin reagierte mit einer Stellungnahme: „Das Recht auf friedlichen Protest muss auch in Gaza gelten. Gleichzeitig haben wir immer deutlich gemacht: Dieses Recht darf nicht missbraucht, zum Vorwand genommen oder ausgenutzt werden, um die Lage zu eskalieren, Gewalt zu üben oder andere dazu anzustacheln. Israel hat das Recht, sich zu verteidigen und den Zaun gegen ein gewaltsames Eindringen zu sichern. Aber es gilt das Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Dies schließt auch ein, dass scharfe Munition nur dann zum Einsatz kommt, wenn andere, schwächere Methoden der Abschreckung nicht zum Ziel führen und konkrete Bedrohungen bestehen.“
Auf die Seite Israels stellten sich die USA und Australien. Regierungschef Malcolm Turnbull warf der Hamas vor, sie habe die israelischen Streitkräfte provoziert und Zivilisten an die Grenze gedrängt. Israels Ministerpräsident Netanjahu betonte nochmals, jede Nation habe das Recht, ihre Grenzen zu verteidigen. Die israelische Armee sprach von „beispielloser Gewalt“ der protestierenden Palästinenser.
Hamas hat Ziele verfehlt
Die Palästinenser haben angesichts der vielen Toten „Tage der Trauer“ aufgerufen. Am heutigen Nakba-Tag („Tag der Katastrophe“) betrauern sie zudem die Gründung des Staates Israel vor 70 Jahren. Die radikalislamische Hamas hat weitere Proteste angekündigt. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Machthaber in Gaza den Konflikt begrenzen werden. Tatsächlich hat die Terrorgruppe ihre angekündigten Ziele verfehlt: Es ist ihr nicht gelungen, 100.000 Demonstranten zu mobilisieren – es kam nur die Hälfte. Auch die erhoffte Eroberung einiger Quadratmeter israelischen Bodens ist fehlgeschlagen.
Bild: Palästinenser bei den Protesten an der Gazagrenze: Mit Steinschleudern schießen sie auf israelische Soldaten. Der Rauch brennender Reifen soll sie schützen. Foto: Abed Rahim Khatib / Flash90