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Jerusalem-Minister Elkin will Bürgermeister werden

von Deborah Karrer

JERUSALEM, 29.06.2018 – Der Wettkampf um die Jerusalemer Bürgermeisterwahlen am 30. Oktober gestaltet sich besonders spannend. Da Nir Barkat (58), der jetzige und allgemein beliebte Bürgermeister Jerusalems, kein weiteres Mal kandidieren wird, haben konservativ-religiöse Vertreter zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Chancen auf das Bürgermeisteramt. Die anderen Kandidaten kämpfen um die Wählerstimmen der religiös-liberalen und säkularen Bevölkerung.
Vom Knesset-Abgeordneten zum Bürgermeisterkandidaten
Der Knesset-Abgeordnete Zeev Elkin (47) tritt als der Kandidat der regierenden Likud-Partei an. 1990 immigrierte der aus der ehemaligen Sowjetunion stammende Politiker nach Israel und trat 2008 dem Likud bei. Elkin ist derzeit Minister für Umwelt und für Angelegenheiten, die Jerusalem betreffen. Sein Ministeramt würde er im Falle eines Wahlsiegs abgeben.
Barkat unterstützt Elkins Kandidatur: „Zeev Elkin hat jahrelang für uns in der Regierung gekämpft und sich als echter Partner erwiesen in den Veränderungen, die wir in Jerusalem vorgenommen haben.” Auch Stimmen aus dem Lager der jüdischen Siedler sprachen nachdrücklich ihre Unterstützung für den Likud-Kandidaten aus. Elkin, Vater von fünf Kindern, lebt mit seiner Familie in der Siedlung Kfar Eldad südlich von Jerusalem.
Elkins ambitionierte Zukunftspläne
Als Minister für Jerusalem-Fragen schlug Elkin vor, die arabischen Stadtteile von Jerusalem abzutrennen und sie zu einer eigenständigen Kommune zu machen, um die jüdische Mehrheit der Stadt zu wahren.
Kritisiert wurde dieser Vorschlag von seinem Wahlkampfgegner, Stadtrat Moshe Lion, der die steigende Anzahl von Terrorzellen nahe Jerusalem zu bedenken gab. Ohne städtische Aufsicht könnten sie zu einer ernstzunehmenden Gefahr werden.
Elkin hingegen ist der Meinung, dass der demographische Wandel Jerusalems und schlussendlich eine jüdische Minderheit in der Stadt ein höheres Sicherheitsrisiko birgt. Die Situation wird durch den Wegzug der jungen Bevölkerung aufgrund der hohen Wohnkosten verschärft. Elkin plant, diesem Trend mit dem Bau von 100.000 neuen Wohnungen entgegenzuwirken.
Zu der stetig wachsenden Kluft zwischen der arabischen Bevölkerung in den Gebieten Ostjerusalems und der überwiegend jüdischen Bewohnerschaft im Westen der Stadt äußerte Elkin in einem Gespräch mit der Tageszeitung Jerusalem Post: „In der Vergangenheit wurde immer Aspirin verabreicht, in der Hoffnung, das Problem würde irgendwie verschwinden. Es bedarf einer souveränen Regierung und die Menschen müssen das akzeptieren.” Diese Souveränität ist ihm vor allem in Bezug auf die Schulen in Ostjerusalem ein Anliegen, da er die Gewaltausbrüche im Jahr 2015 im Einfluss der Palästinensischen Autoritäten auf das Bildungswesen begründet sieht.
Trotz seiner vielfältigen Pläne dürfte es nicht einfach für Elkin werden, die diesjährige Wahl für sich zu entscheiden. Nach einer aktuellen Umfrage, welche die ultraorthodoxe Bevölkerung nicht mit einschließt, führen die Stadträte Moshe Lion und Ofer Berkovich derzeit mit jeweils 25 und 21 Prozent.

Bild: Ze’ev Elkin ist ein konservativer Kippa-Träger, der seine Kandidatur zum Bürgermeister von Jerusalem strategisch angeht und zum engeren Favoritenkreis zählt. Foto: Hadas Parush / Flash90

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