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Jerusalems Oberrabbiner will Fahnen der Gay-Pride-Parade entfernen lassen

JERUSALEM, 31.07.2018 (FJ) – Jerusalems Oberrabbiner Aryeh Stern hat in einem Brief an den Bürgermeister gefordert, Regenbogenfahnen vor zwei Jerusalemer Synagogen entfernen zu lassen. Am Donnerstag zieht dort die schwul-lesbische Gay-Pride-Parade vorbei. Er schrieb, er sei erneut „sehr traurig“, dass dieses Ereignis, welches dem „Geist weiser Männer nicht behagen kann“ stattfinden wird.
Keine Regenbogenflaggen vor Synagogen
„Obwohl uns bereits klar gemacht wurde, dass es unmöglich ist, diesen Marsch zu verhindern, richten wir die Bitte an Sie, dass die Flaggen nicht vor der Großen Synagoge und der Yeshurun Synagoge gehisst werden, da diese Gebäude in Jerusalem als Symbole der Heiligkeit gelten“, schrieb Rabbi Stern in seinem Brief an Bürgermeister Nir Barkat. „Jeder versteht, dass Fahnen, die das Gegenteil symbolisieren, dort nicht hängen sollten“, fügte er hinzu. Stern hatte in der Vergangenheit bereits eine ähnliche Anfrage gestellt. (Fokus Jerusalem berichtete.) Dem Thema Leihmutterschaft für schwule Paare steht der Rabbi ablehnend gegenüber. Erst vor kurzem hatte er sich öffentlich dazu geäußert und erklärt, dass auf diese Weise Kinder geboren würden, „die ein sehr seltsames und unnatürliches Leben ohne Mutter und Vater“ führen müssten. Er geht davon aus, dass das Leben solcher Kinder „bemitleidenswert“ ist. Seine Kommentare lösten weitere Proteste aus. Über 200 Rabbiner unterzeichneten daraufhin einen Brief, der Leihmutterschaft und Adoption für Homosexuelle verurteilt und Homosexuelle als „pervers“ bezeichnet. Die obersten Führer des konservativen Flügels der national religiösen Bewegung gehörten zu den Unterzeichnern.
Israel: Fortschrittliche Rechte für Schwule und Lesben
In Israel genießen homosexuelle Menschen die fortschrittlichsten Rechte im Vergleich aller Länder des Nahen Ostens. Israel war zudem das erste Land Asiens, das seit 2001 Homosexuelle durch ein Antidiskriminierungsgesetz schützt. Die schwul-lesbische Gay-Pride-Parade findet jährlich in Israel statt – bereits seit 1998 in Tel Aviv und seit 2002 ebenso in Jerusalem. Im Jahr 2005 zog die Parade in Jerusalem internationale Aufmerksamkeit auf sich, als ein ultra-orthodoxer jüdischer Extremist eine Teilnehmerin mit einem Messer erstach. Der Umzug am Donnerstag wird unter massivem Polizeischutz stattfinden.

Bild: Ein ultra-orthodoxer Jude läuft eine Straße entlang, die für die Jerusalemer Gay-Pride-Parade mit Regenbogenfahnen dekoriert wurde. Foto von August 2013. Quelle: Yonatan Sindel / Flash90.

Fokus Jerusalem berichtete:

Proteste gegen Gay-Pride-Parade in Jerusalem

 

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