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Israels Oberrabbiner an den Papst: “Ziehen Sie Ihre empörende Aussage zurück”

JERUSALEM, 25.12.2023 (NH) – Israels Oberrabbiner Rabbi David Lau hat kurz vor Heiligabend einen Brief an Papst Franziskus in Rom gerichtet. In dem Schreiben bittet das jüdische Oberhaupt den katholischen Geistlichen, seine Äußerungen zurückzunehmen, in denen er sowohl die Hamas als auch Israel des Terrorismus bezichtigt. “Ein bedauerlicher Fehler, machen Sie uns nicht zu Terroristen.” Auch die Gattin des israelischen Premierministers wandte sich an Rom und bat um die Unterstützung des Papstes in der Geiselfrage.

Jüdische Weihnachtsrüge

Oberrabbiner David Lau schrieb am Sonntag einen Brief an Papst Franziskus. Statt Weihnachtgrüßen hagelte es jedoch Rüge aus dem Heiligen Land. Rabbi Lau forderte den Geistlichen auf, seine Kommentare zurückzunehmen, die er während eines Gesprächs mit Präsident Isaac Herzog im letzten Monat gemacht hatte. Während des besagten Gesprächs hatte der Papst versucht, den israelischen Präsidenten zu belehren, dass es “verboten ist, Terror mit Terror zu beantworten”. Es schien, dass der katholische Kirchenführer sowohl der Hamas als auch Israel die Schuld an dem 80-tägigen Krieg gibt, der mit dem brutalen Massaker der Terrororganisation an über 1.200 Menschen im Süden Israels am 7. Oktober begann.

“Ich habe Ihre Aussage nach dem Angriff auf zwei Frauen gehört, die sich auf einem Kirchengelände in Gaza aufhielten. Auch ich bedaure ihren unnötigen Tod, das ist meine generelle Meinung über Töten und Tod”, beginnt der Rabbiner sein Schreiben. “Ich möchte jedoch auf eine Aussage eingehen, die gemacht wurde: ‚Terror’. Diese Aussage, in Bezug auf das, was geschieht, ist falsch und sogar empörend”, so Lau.

Der Oberrabbiner schreibt weiter, der Staat Israel befände sich in einem gerechten Krieg um seine Existenz gegen Angriffe aus Gaza, dem Libanon, Syrien und dem Jemen. Lau betont, islamischer Terrorismus, der alle Grenzen der Welt überschreitet, habe nun seine Heimat erreicht. “Der Mord, die Vergewaltigung, der Vandalismus und die Misshandlung von Zivilisten, die unaufhörlichen Aufrufe zur Zerstörung Israels und die Entführung von Hunderten von Unschuldigen in Gefangenschaft, darunter Kinder, Frauen, Männer und alte Menschen, haben uns einen Existenz-Krieg aufgezwungen. Ein Krieg ums Überleben. Unser Leben. Unser Wunsch ist, unser Land in Frieden zu bebauen und mit unseren Nachbarn in Würde zu leben.”

Der Brief des Oberrabbiners an Rom. Foto: Screenshot

Ein unverschämter Vergleich

“Als jemand, der sich mit der Weltgeschichte auskennt, sind Sie sich sicherlich des Leidens des jüdischen Volkes im Laufe der Jahrhunderte bewusst”, erinnert Lau. “Ein bedauerlicher Fehler, macht uns nicht zu Terroristen. Im Gegenteil, wir tun alles, um Schaden für die Zivilbevölkerung zu verhindern und zu verringern”. Der Oberrabbiner fordert nun die Korrektur dieser Aussage. “Daher bitte ich Sie, basierend auf unserer Bekanntschaft und früheren Treffen, respektvoll, Ihre Definition der Ereignisse zu ändern. Ich bete, dass Frieden, Ruhe und Gelassenheit in unserer Welt herrschen”, schloss Rabbi Lau sein Schreiben.

Auch Sara Netanjahu, die Frau des israelischen Ministerpräsidenten, wandte sich gestern an den katholischen Geistlichen und erbat seine Unterstützung bei der Freilassung der Geiseln aus Gaza. Zuvor hatte sie bereits 33 Briefe an die Ehefrauen von Staatschefs weltweit geschickt, darunter die amerikanische First Lady, Jill Biden. 129 Entführte befinden sich zum jetzigen Zeitpunkt noch immer in Geiselhaft im Gazastreifen, 21 von ihnen wurden für tot erklärt.

Titelbild: Oberrabbiner David Lau fordert eine Richtigstellung der Aussagen aus Rom. Foto: Olivier Fitoussi/Flash90

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