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Palästinensischer Fußball-Chef Rajoub für ein Jahr gesperrt

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM / RAMALLAH, 26.08.2018 – Der internationale Fußballverband FIFA hat dem Präsidenten des Palästinensischen Fußballverbandes, Jibril Rajoub, für ein Jahr die Teilnahme an Fußballspielen untersagt. Die Begründung: Er habe zu Hass und Gewalt gegen den argentinischen Weltstar Lionel Messi aufgerufen.

Jibril Rajoub hatte im Juni arabische Fußballfans aufgestachelt, Messi-Poster und -Hemden zu verbrennen. Messi sollte in Jerusalem an einem Länderspiel gegen Israel teilnehmen. Die Kampagne führte dazu, dass Argentinien das Vorbereitungsspiel kurz vor der Weltmeisterschaft absagte.

In ihrer Entscheidung zitierte die FIFA-Disziplinarkommission Kommentare des palästinensischen Fußball-Präsidenten, in denen er die Fans aufforderte, den argentinischen Fußballverband ins Visier zu nehmen.

Morddrohungen gegen Messi

Die FIFA entschied, das Disziplinarverfahren gegen Rajoub einzuleiten, nachdem Israel bei der Organisation eine Beschwerde eingelegt hatte wegen dessen Forderungen nach der Verbrennung von Postern und Trikots von Lionel Messi sowie seiner Drohung, die Bewerbung Argentiniens um die Austragung der Weltmeisterschaft im Jahr 2030 zu vereiteln. Die Argentinier sagten das Spiel ab, weil Messi und seine Familie angeblich sogar Morddrohungen erhalten hatten.

Gleichzeitig lehnten die FIFA-Mitgliedsverbände einen palästinensischen Vorschlag zur Änderung der Statuten des Weltfußballs mit einer stärkeren Haltung gegen Menschenrechtsverletzungen ab. Die FIFA-Mitglieder stimmten mit 156 zu 35 gegen den Antrag, der von den irakischen und algerischen Fußballgremien formell befürwortet wurde.

In der offiziellen Erklärung der FIFA heißt es, dass Jibril Rajoub zusätzlich zu der einjährigen Sperre auch ein Strafgeld in Höhe von 20.000 Schweizer Franken entrichten müsse wegen seines Verstoßes gegen Paragraph 53 des Fußballbundes, der Anstiftung zu Hass und Gewalt verbietet.

Als Abbas-Nachfolger im Gespräch

Der Beschluss der FIFA kommt in einer Zeit, in der sich palästinensische Spitzenpolitiker, allen voran der jetzt international geächtete Rajoub, darauf vorbereiten, die Nachfolge des Präsidenten Mahmoud Abbas anzutreten. Unter Jassir Arafat war der Fatah-Politiker Rajoub Sicherheitschef der Palästinensischen Autonomiebehörde. Wie verschiedene Medien berichten, seien die potienziellen Nachfolger des 83 Jahre alten und kranken Autonomiepräsidenten damit beschäftigt, Waffen zu kaufen und Kämpfer des Tanzim anzuheuern, des „militärischen Arm“ der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO.

Welche Auswirkung der FIFA-Beschluss haben wird, läßt sich nur schwer vorhersehen. In der palästinensischen Gesellschaft könnte ausgerechnet diese Ächtung den Fußballchef zur Ikone des Widerstandes gegen Israel machen. Er könnte als Opfer einer „ungerechten“ israelischen Beschwerde besonders populär werden.

Die israelische Kultur- und Sportministerin Miri Regev reagierte auf den FIFA-Beschluss: „Rajoub ist ein Terrorist und gehört ins Gefängnis. Er auf den Ehrentribünen der Fußballfelder nichts zu suchen.“ Rajoub, der sich derzeit in China aufhält, kündigte an, er werde alle Möglichkeiten nutzen, um gegen das FIFA-Urteil vorzugehen.

Bild: Jibril Rajoub bei einer Pressekonferenz in Ramallah im Juni, bei der er begrüßte, dass die argentinische Nationalmannschaft ihr Freundschaftsspiel in Jerusalem absagte. Foto: Flash90

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