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Ekelhafte Kampagne gegen Lucy Aharish: „Sie verführte einen Juden“

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 12.10.2018 – Lucy Aharish (37) ist eine prominente Reporterin und Nachrichtensprecherin beim israelischen Fernsehsender i24news. Sie führt auch durch das Morgenmagazin des zweiten israelischen TV-Kanals. Ganz Israel kennt sie, weil sie vorbildliches Hebräisch spricht und das Zusammenleben zwischen Juden und Arabern fördert. Zur Welt kam sie 1981 in Dimona im Süden Israels. Ihr kleiner „Makel“: Ihre Eltern sind muslimische Araber aus Nazareth. Sie hat bewiesen, dass auch Araber eine große Karriere im jüdischen Staat machen können. 2015 zählte sie zu den zwölf ausgewählten israelischen Persönlichkeiten, die eine Fackel bei der Zeremonie zum Unabhängigkeitstag entzünden durften.

Hochzeit geheim gehalten

Jetzt hat sie heimlich geheiratet: den jüdischen Schauspieler Tzachi Halevy (43), bekannt aus der Netflix-Serie „Fauda“. Seit vier Jahren sind die beiden ein Paar. Die Hochzeit wurde teilweise aus Angst vor Protesten von jüdischen und arabischen Nationalisten geheim gehalten. Das meldete der zweite TV-Kanal.

Unter der Schlagzeile „Sie verführte einen Juden“, berichtete die Zeitung Haaretz nun über rassistische Proteste gegen diese Eheschließung.

Der Abgeordnete Oren Hazan verurteilte öffentlich die Heirat der arabischstämmigen Journalistin mit dem bekannten jüdischen Schauspieler und beschuldigte ihn der „Bekehrung zum Islam“. Hazan, das enfant terrible unter den Likud-Abgeordneten, schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter: „Ich kann es Lucy Aharish nicht verübeln, dass sie eine jüdische Seele mit dem Ziel verführt hat, unser Land zu schädigen und mehr jüdische Nachkommen daran zu hindern, die jüdische Dynastie fortzusetzen. Sie ist herzlich eingeladen, sich (zum Judentum) zu bekehren.“ Hazan forderte, „die jüdische Assimilation zu stoppen“. Später hetzte er weiter gegen den jüdischen Ehemann von Aharish: „Die Linke hat vergessen, was es bedeutet, Jude zu sein.“

Kritik auch vom Innenminister

Auch Innenminister Aryeh Deri von der orthodoxen Schaspartei gab einen Kommentar ab, anstatt dem Paar zu gratulieren: Er sei „gegen solche Dinge. Wir dürfen solche Dinge trotz aller Liebe nicht fördern“. Im Armeeradio sagte Deri: „Der Schmerz der Assimilation weltweit zerstört das jüdische Volk.“ Im Staat New York gebe es wegen Assimilation heute weniger Juden als nach dem Holocaust. „Ich würde Lucy sagen, dass ich keinen Zweifel daran habe, dass sie nicht vorhatte, dem Staat Israel zu schaden. Sie sind ein verliebtes Paar und heiraten, aber das ist nicht das Richtige. Du wirst Kinder haben, sie werden in Israel ein Problem haben, weil sie keinen (jüdischen) Status haben. Wenn sie das Judentum begehrt, dann gibt es den Prozess der Konversion.“

Weder Hazan noch Deri gelten in Israel als moralische Vorbilder. Innenminister Deri hat schon wegen Korruption im Gefängnis gesessen. Hazan wurde vom Ethik-Ausschuss der Knesset ausgeschlossen, wegen rassistischer und sexistischer Äußerungen speziell gegen arabische Frauen.

Bild: Lucy Aharish und Tzach Halevy haben geheiratet. Nun sehen sie sich rassistisch-nationalistischen Angriffen ausgesetzt. Fotos: Hadas Parush / Miriam Alster (Flash90)

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