Twitter sperrt vorübergehend Konten wegen Davidstern

JERUSALEM, 27.07.2020 (DK) – Der Kurznachrichtendienst Twitter hat vorübergehend Konten gesperrt, die den Davidstern in ihren Profilbildern verwendet haben. Unter Berufung auf “hasserfüllte Bildsprache” wurde den Benutzern der Zugang zur Plattform verweigert. Im Kampf gegen den Antisemitismus, hatten Unterstützer der britischen Organisation “Kampagne gegen den Antisemitismus” beispielsweise einen Davidstern auf ihren Profilbildern mit abgebildet. In einer späteren Stellungnahme erklärte Twitter, dass es sich um ein Versehen gehandelt habe und entsperrte die betroffenen Konten. Es sei befürchtet worden, so das Unternehmen, dass das Symbol zu rassistischen Zwecken missbraucht würde. 

Twitter wurde bereits zuvor wegen Antisemitismus kritisiert

Stephen Silverman, Leiter für Ermittlungen bei der “Kampagne gegen Antisemitismus”, erklärte: “Twitter muss diese Konten sofort wiederherstellen, sich bei den Eigentümern entschuldigen und sich endlich dazu verpflichten, entschlossen gegen Antisemitismus vorzugehen.” Er fügte hinzu, dass das Unternehmen sich nun nicht länger mit der Ausrede entschuldigen könne, dass ihnen die Ressourcen fehlten, um Antisemitismus zu bekämpfen.

Twitter ist jüngst bereits in heftige Kritik geraten, da der Hashtag “Jewish Privilege” ungestört auf der Plattform kursieren konnte. Das Unternehmen hatte sich geweigert Maßnahmen zu ergreifen. Unter dem Hashtag wurden zahlreiche antisemitische Botschaften verbreitet, beispielsweise, dass Juden den Sklavenhandel voran treiben würden. Jüdische Benutzer wehrten sich daraufhin gegen den Trend, in dem sie den Hashtag benutzten, um über ihre Erfahrungen mit dem Antisemitismus zu berichten. 

Verschwörungstheoretiker machen Juden für Coronakrise verantwortlich

In Zeiten der Coronakrise hat der Antisemitismus wieder Hochkonjunktur. Ängste schüren dabei oftmals Verschwörungstheorien, die einen jüdischen Komplott hinter dem Ausbruch der Pandemie wähnen. In Deutschland wurden beispielsweise bei Demonstrationen Judensterne mit der Aufschrift “ungeimpft” getragen. Inzwischen ist dies in mehreren Städten verboten worden. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, sagte, dass Juden zunehmend für die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht würden, und verglich die Situation mit Berichten über die Pest im Mittelalter.

Bild: Junge Männer feiern den Jerusalem Tag an der Klagemauer. Quelle: Olivier Fitoussi/Flash90