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Abriss des Beduinendorfes Khan Al-Ahmar vorläufig auf Eis gelegt

JERUSALEM / KHAN AL-AHMAR, 22.10.2018 (FJ) –Der geplante Abriss des Beduinendorfes Khan al-Ahmar, welches direkt an der Straße von Jerusalem zum Toten Meer liegt, wurde für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Premierminister Netanjahus Büro  gab bekannt, dass die Verzögerung mehr Zeit für Gespräche mit den Bewohnern von Khan al-Ahmar ermögliche. Auch würden neue Vorschläge bezüglich der Zukunft des Dorfes in Erwägung gezogen. Eine genaue Zeitangabe zum weiteren Vorgehen wurde nicht genannt.

Im September ordnete der Oberste Gerichtshof Israels den umstrittenen Abriss des illegalen Hüttendorfes an. Die Entscheidung wurde nach einer neunjährigen Rechtsdebatte gefällt. Damals rechnete man mit der Ausführung des Abrisses innerhalb von wenigen Wochen. Die  Anwohner Al-Khans wurden bereits zum 1. Oktober  diesen Jahres aufgefordert, ihre Sachen zu packen, um sich auf die Umsiedlung vorzubereiten. Zwei Wochen später steht das Dorf jedoch noch immer.

Lieberman: Entscheidung wurde gegen meinen Willen gefällt

Die Ankündigung des Premiers, dass der Abriss bis auf weiteres nicht stattfinden würde, stieß beim Verteidigungsministers Avigdor Lieberman auf Missbilligung. Er hatte den Bescheid des Obersten Gerichtshofes im September als „mutig” begrüßt. „Die Entscheidung, die Räumung von Khan al-Ahmar zu verschieben, wurde in vollem Widerspruch zur Haltung des Verteidigungsministers gefällt und wurde trotz seines entschiedenen Einwands getroffen”,  gab er in einer offiziellen Meldung bekannt.

Beduinen wehren sich gegen Umsiedlung

Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) betonte, dass sie fordere, den Abriss ganz abzusagen. „Wir werden unseren Kampf fortsetzen und nicht nachlassen, bis unsere Forderung erfüllt ist”, so Walid Assaf, leitendes Mitglied der PA. Die  geplante Umsiedlungsstätte ist an Wasser und Strom angeschlossen und verfügt über eine bessere Schule. Doch die Einwohner Khan al-Ahmars – nach Angaben der Vereinten Nationen 180 an der Zahl – wehren sich vehement gegen die Umsiedlungsmaßnahmen. Der neue Standort sei  für ihre ländliche Lebensweise ungeeignet. Die Beduinen sind arabische Nomaden, die vor allem in den Wüsten Israels leben. Sie wohnen mit Nutztierherden und oft in großer Armut in staatlich nicht anerkannten Dörfern.

Israel unter internationalem Druck

Mehrere europäische Länder, einschließlich der Bundesregierung  Deutschlands, hatten an Israel appelliert, das Dorf nicht abzureißen. Eine Zwangsumsiedlung der Bevölkerung in dem umstrittenen Gebiet sei völkerrechtswidrig. Israel argumentiert dagegen, dass das Dorf illegal gebaut worden sei und seine Häuser sich zu nahe an einer Autobahn befänden. Es wird außerdem betont, dass das unabhängige Gericht Israels den Abriss genehmigt hatte.

Bild: Junge auf Fahrrad im Beduinendorf Khan al-Ahmar. Foto: Tommy Mueller/Fokus Jerusalem

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