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14-jähriger Verwandter des Hamas-Chefs erschossen

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 09.02.2019 – An den wöchentlichen gewaltsamen Protesten an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel haben an diesem Freitag nach Behördenangaben rund 8.000 Menschen teilgenommen. Zwei Palästinenser sind von israelischen Scharfschützen erschossen worden. Unter ihnen war auch ein 14-jähriger Junge. Nach Angaben des israelischen Rundfunks, unter Berufung auf palästinensische Quellen, handelte es sich bei dem 14-Jährigen um einen Enkel der Schwester des Chefs der militanten Hamas-Organisation im Gazastreifen, Ismail Haniye.

Anlass der Demos mehrfach geändert

Die wöchentlichen blutigen Proteste entlang der Grenze sind seit März vergangenen Jahres vor allem an Freitagen organisiert worden. Ursprünglich hießen sie „Marsch zur Rückkehr“, wobei die Demonstranten das Recht auf Rückkehr in ihre alten, 1948 wegen Flucht oder Vertreibung verlassenen Häuser verlangten. Wenig später richtete sich die Stoßrichtung gegen die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem. Dann wurde der Anlass der Demonstrationen noch mehrfach geändert: einmal ging es um ein sofortiges Ende der israelischen Warenblockade und um die von Präsident Mahmud Abbas verhängte Finanzierungssperre des Gazastreifens.

Furcht vor Terroranschlägen

Israel befürchtet neben dem Beschuss durch palästinensische Scharfschützen, Bomben und Heliumballons mit daran befestigten Brandsätzen, dass die Demonstranten im Falle einer Grenzüberschreitung israelische Grenzbewohner ermorden könnten. Deshalb setzt die israelische Armee Scharfschützen ein, um die Palästinenser von der Grenze fern zu halten. Eine genaue Überprüfung der Namen der bisher Getöteten hat ergeben, dass in etwa 90 Prozent der Fälle Aktivisten oder Kämpfer der Hamas und anderer Terrororganisationen getroffen wurden.

Ebenfalls getötet wurden Sanitäter und Journalisten, die allerdings fotografiert wurden, wie sie mit einem Fuß eine Steinschleuder stabilisierten, während sie das Geschehen fotografierten. Mehrfach wurden auch Frauen und Kleinkinder getroffen. Auch sie wurden von der Hamas in Bussen zur Grenze gekarrt. Im Falle des Todes eines Babys stellte sich heraus, dass das Kleinkind an einer Krankheit im Hospital verstorben war. Israels Scharfschützen wurden für Propagandazwecke als dessen Mörder bezichtigt.

An diesem Freitag wurden auch wieder mehrere Palästinenser verletzt. Gemäß Medienangaben seien viele von ihnen Opfer von eigenen Steinwürfen und von mitgebrachten zu früh explodierten Sprengbomben geworden.

Bild: Randalierer im Gazastreifen haben Autoreifen angezündet und mit Steinschleudern auf israelische Grenztruppen geschossen. Foto: Nasser Ishtayeh / Flash 90

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