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Streit um das Goldene Tor weitet sich aus

JERUSALEM, 18.03.2019 (FJ) – Seit dem 12. Jahrhundert ist das Goldene Tor in der Jerusalemer Altstadt zugemauert. Doch auch ein versperrtes Tor birgt jede Menge Konfliktpotenzial. Der aktuelle Streit beschäftigt die israelischen Behörden, die jordanische Waqf-Stiftung, die palästinensische Autonomiebehörde und nun auch ein Jerusalemer Gericht. Das Tor ist so gesehen ein Pulverfass.

Das Goldene Tor ist eines der acht Tore in der Altstadt von Jerusalem. Es befindet sich im östlichen Teil der Stadtmauer, südlich des Löwentors. Es ist das einzige Tor in der Stadtmauer, das direkt auf den Tempelberg führt. Ein israelisches Gericht hat nun die vorübergehende Schließung eines Anbaus am Goldenen Tor angeordnet. Dort kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zu Spannungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Jordanien: Jerusalemer Gericht nicht zuständig

Die muslimische Waqf-Stiftung, die für die heiligen muslimischen Stätten auf dem Tempelberg zuständig ist, hat dem Urteil zufolge 60 Tage Zeit, um Argumente gegen die Schließung vorzutragen. Die jordanische Stiftung erklärte in einer ersten trotzigen Reaktion auf das Urteil, das Gebäude bleibe für Gebete weiterhin geöffnet. Auch das jordanische Außenministerium kritisierte die Entscheidung und argumentierte, dass das Amtsgericht von Jerusalem nicht die Befugnis habe, in Angelegenheiten, die den Tempelberg betreffen, zu urteilen, weil es „besetztes Gebiet“ sei.

Ein Sprecher des jordanischen Außenministeriums erklärte: „Ost-Jerusalem, zu dem die Al-Aqsa Moschee gehört, ist Teil des seit 1967 besetzten palästinensischen Landes. Das Gebiet unterliegt nicht dem israelischen Recht.“ Das jordanische Außenministerium forderte Israel auf, die Gerichtsentscheidung zu annullieren, sonst habe es die „gesamte Verantwortung für die gefährlichen Folgen“ zu tragen.

Palästinenser drangen in Gebäude ein

Im vergangenen Monat hatten sich palästinensische Gläubige über ein israelisches Verbot hinweggesetzt und in dem Gebäude gebetet. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der israelischen Polizei. Am vergangenen Donnerstag riegelte die Polizei den gesamten Tempelberg ab, nachdem ein Brandsatz auf einen Beamten geworfen worden war, der bei dem Angriff leichte Verletzungen erlitt.

Die gerichtliche Anordnung kam zwei Tage, nachdem palästinensische Muslime nach den Freitagsgebeten die Türen des Tor-Gebäudes eingerissen hatten, obwohl die Waqf zu Ruhe aufgefordert hatte. Eine Gruppe von Demonstranten brachte die palästinensische Flagge auf dem Dach des Gebäudes an, welche von der Polizei rasch entfernt wurde. Die Palästinenser wollten das Torgebäude als Moschee nutzten. Mehrere israelische Politiker erklärten, man werde diese Veränderung des „Status quo“ auf dem Tempelberg nicht hinnehmen.

Zugang seit 2003 geschlossen

Der Zugang zum Goldenen Tor war 2003 von den israelischen Behörden geschlossen worden. Die Begründung: Die Waqf unterhalte Verbindungen zur Hamas-Terrororganisation. Durch die Schließung wollte man zudem rechtswidrige Bauarbeiten stoppen. Israelische Archäologen beklagten, durch illegale Ausgrabungen auf dem Tempelberg seien wertvolle Funde zerstört worden, die die jüdische Präsenz in Jerusalem zur Zeit des Ersten und Zweiten Tempels belegten.

Israelische und jordanische Offizielle führen seit Anfang des Monats Gespräche und versuchen die Situation zu entschärfen. Doch bislang ist es noch zu noch keiner Einigung gekommen. Rund um das Pulverfass „Goldenes Tor“ herrscht weiterhin Explosionsgefahr.

Bild: Muslime beten vor dem „Goldenen Tor“ auf dem Jerusalemer Tempelberg. Foto: Sliman Khader / Flash90

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