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New York Times: Antisemitische Bildsprache in Karikatur über Netanjahu und Trump

NEW YORK, 28.04.19 (DK) – Die weltweit bekannte Tageszeitung New York Times hat eingeräumt, dass ein veröffentlichter Cartoon über Benjamin Netanjahu und Donald Trump „antisemitische Bildsprache“ beinhaltete. Auf der Karikatur ist Trump mit einer Kippa abgebildet worden, der offensichtlich blind von einem Hund mit dem Gesicht des israelischen Premierministers geführt wird. Auf dem Halsband des Hundes prangt ein Davidstern. In der Zeichnung erinnert Netanjahus Gesicht stark an althergebrachte Abbildungen jüdischer Stereotype. Der Abdruck erschien am Donnerstag in der Rubrik „Meinung“ neben einer Kolumne über Einwanderung. Die Karikatur wurde bereits wenige Stunden nach der Erscheinung von der Webseite entfernt und die New York Times teilte mit, dass die Veröffentlichung eine „Fehlentscheidung“ gewesen sei.

Israels Fernsehprogramm Kanal 13 berichtete, dass sich Israels Generalkonsul in New York, Danny Dayan, persönlich bei dem Blatt beschwert hätte. Ein israelischer Beamter teilte der Jerusalem Post mit, dass Dayan die Karikatur als inakzeptabel bezeichnete und sie als Teil eines Trends, antisemitische Bildsprache in der amerikanischen Öffentlichkeit wieder salonfähig zu machen, werte. Imam Mohamad Tawhidi verurteilte die Abbildung in den sozialen Medien und sagte, es erinnere an antisemitische islamistische Texte, in denen Juden und Hunde verglichen würden.

Mehrere Karikaturen über Netanjahu beinhalten antisemitische Bildsprache

Anfang diesen Jahres haben brasilianische Juden eine Klage gegen einen Karikaturisten, der ebenfalls eine Zeichnung über Netanjahu veröffentlichte, eingereicht. In der Karikatur befanden sich Netanjahu und der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro in einer Umarmung, ihre Arme verschränkt in der Form eines Hakenkreuzes. Auch in Norwegen hat sich der israelische Botschafter über eine Karikatur beschwert, die Netanjahus Körper in der Form eines Hakenkreuzes abbildete. An der Süddeutschen Zeitung wurde im vergangenen Jahr ebenfalls Kritik aufgrund einer Karikatur über Netanjahu geübt, die antisemitische Bildsprache beinhaltete. Die deutsche Zeitung hatte sich daraufhin von ihrem langjährigen Karikaturisten getrennt. „Grund hierfür sind unüberbrückbare Differenzen zwischen Herrn Hanitzsch und der Chefredaktion darüber, was antisemitische Klischees in einer Karikatur sind“, teilte die SZ-Chefredaktion mit.

Grenze zur antisemitischen Stereotypisierung überschritten

US-Präsident Trump hat die Berichterstattung anerkannter Blätter, wie etwa der New York Times wiederholt als „Fake News“ bezeichnet. Diese stellten seine Präsidentschaft im Gegenzug ausschließlich in einem ungünstigem Licht dar. Die Beziehung zwischen dem Präsidenten und den großen amerikanischen Zeitungen erinnert zeitweise an eine persönliche Fehde. Doch die Kritik an der genannten Karikatur darf nicht als Teil dieser politischen Unterschiede verstanden werden. Das Problem der Publikation darin, dass hier die Grenze zur antisemitischen Stereotypisierung überschritten wurde.

Foto: Treffen zwischen Netanjahu und Trump in New York im September 2018. Quelle: Avi Ohayon/GPO

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