„Uns bleibt nicht mal ein Grab, das wir besuchen können“ Israelische Angehörige nach Flugzeugabsturz in Äthiopien
JERUSALEM, 29.04.19 (FJ) – Mehr als einen Monat nach dem Flugzeugabsturz 62 Kilometer südlich des Flughafens Addis Abeba in Äthiopien, werden Angehörige der Verstorbenen noch immer darüber im Dunklen gelassen, was mit den Funden am Ort des Aufpralls geschehen soll. An Bord des Fluges von der äthiopischen Hauptstadt nach Kenia befanden sich insgesamt 157 Menschen, darunter zwei Israelis. Die Frau des verstorbenen Avraham Matsliah (49) berichtete Fokus Jerusalem, dass die Fluggesellschaft „Ethopian Airlines“ bislang noch keinen Kontakt aufgenommen hätte, um sich persönlich bei ihr zu entschuldigen. Die Witwe sagte, dass man sie informierte, dass der israelische Botschafter in Äthiopien mit der Bewältigung der Situation beauftragt wurde. Der Leiter von ZAKA, einer israelischen Organisation für Krisenmanagement, berichtete, dass die Absturzstelle in einem chaotischen Zustand zurückgelassen wurde. Den israelischen Medien zufolge, hindern die örtlichen Behörden Rettungshelfer daran, die Überreste der Körper für die Bestattung zu suchen.
“Uns bleibt nicht mal ein Grab, das wir besuchen können“
ZAKA hat es sich zum Ziel gesetzt die Leichen der israelischen Opfer des Fluges zu finden, damit eine jüdische Beerdigung stattfinden kann. Nach dem jüdischen Gesetz müssen müssen die Leichname möglichst im Ganzen geborgen werden, damit eine religiöse Bestattung zulässig ist. „Aus unserer Sicht ist das Auffinden des Körpers das Allerwichtigste und Bedeutsamste“, erklärte die Witwe Noah Matsliah. „Jedes kleinste Teil muss zur Beerdigung gebracht werden. Das ist unsere Religion, das ist unser Glaube. Und jeder Moment der vergeht, in dem wir den Körper nicht zur Beerdigung bringen können, ist ganz einfach von großer Sorge geprägt. Wir glauben als Juden, dass dies eine Qual für die Seele des Verstorbenen ist. Dies ist der Schmerz für die Familie und für die Verbliebenen; dass uns nicht mal ein Grab bleibt, zu dem wir gehen können.“ Sie fügte hinzu: „Unsere Welt wurde zerstört seit dem Absturz und wir wünschen uns mindestens das bisschen Trost zu wissen, dass es eine Beerdigung geben wird.“
Matsliah erklärte auch, dass das Management der Fluggesellschaft auf persönlicher und religiöser Ebene beleidigend und verletzend sei: „Sie ehren unsere Religion nicht. Sie ehren auch nicht, was wir von ihnen erbitten. Wir sind in wirklich sehr großer Trauer über diese Vorgehensweise, die zusätzlich zu dieser Katastrophe die Situation noch verschlimmert.“
Das Gebiet um den Aufprall bleibt weiterhin geschlossen
Am 10. März diesen Jahres stürzte der Flug 302 der Boeing 737 MAX 8 der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start, offenbar wegen einer technischen Störung. Alle 157 Menschen an Bord kamen ums Leben. Die Opfer stammen aus 35 Ländern, darunter Kenia, Israel, Kanada, Italien, China, Äthiopien und den Vereinigten Staaten. Wochen nach dem Unfall bleibt das Gebiet um die Aufprallstelle weiterhin geschlossen, obwohl die technische Ursache für den Sturz bereits ermittelt wurde.
Foto: Noah Matsliah, Frau des verstorbenen Avraham Matsliah. Quelle: Fokus Jerusalem