zurück zu Aktuelles

Jom Kippur: Das Leben in Israel steht still

JERUSALEM, 08.10.2019 (DK) – In Israel steht ab Dienstagabend für 25 Stunden das gesamte öffentliche Leben still. Nicht nur Restaurants und Cafés, sondern auch die Straßen und sogar der internationale Flughafen werden geschlossen, denn der wichtigste jüdische Feiertag, Jom Kippur, beginnt bei Anbruch der Dunkelheit. Jom Kippur, im Deutschen auch Versöhnungsfest genannt, ist ein Fastentag, bei welchem ein Großteil der Juden vom Abend des Vortages bis zum darauffolgenden Sonnenuntergang weder flüssige noch feste Nahrung einnehmen. Es handelt sich hierbei um ein Zeichen der Sühne. Das Versöhnungsfest schließt die zehntägigen „Hohen Feiertage“ ab, welche mit dem jüdischen Neujahrsfest, ihren Anfang nehmen. 

Fest der Versöhnung Gottes mit seinem Volk

Die ausführlichste Darstellung des Feiertages in der Bibel findet sich im 3. Buch Mose: „Am zehnten Tage des siebenten Monats sollt ihr fasten und keine Arbeit tun, weder ein Einheimischer noch ein Fremdling unter euch. Denn an diesem Tage geschieht eure Entsühnung, dass ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor dem Herrn.“ Im Judentum wird Jom Kippur daher als ein Fest der Versöhnung zwischen Gott und seinem Volk begangen. In den Synagogen wird zu diesem Anlass alles traditionell in weiß gehalten und auch die Besucher des Gottesdienstes tragen weiße Kleidung. Der Abschluss des Feiertages wird mit dem Schofar bekanntgegeben.

60% aller jüdischen Israelis wollen fasten

In Israel wird Jom Kippur auch von vielen religionsfernen Menschen sehr ernst genommen. Umfragen zufolge, wollen rund 60% der jüdischen Israelis das Fasten einhalten. Dagegen gaben nur 23% der Befragten an, dass sie einen der langen Synagogengottesdienste an diesem Tag besuchen würden. In den sonst so geschäftigen Großstädten Israels ist es am Jom Kippur völlig still. Auf den leeren Straßen gehen viele Familien spazieren und Kinder nutzen den Tag oftmals, um auf den unbefahrenen Autobahnen Radtouren zu unternehmen. 

Vor dem Hintergrund jüngerer Geschichte verbinden die Israelis diesen Tag auch mit dem Überraschungsangriff Syriens und Ägyptens auf den jüdischen Staat. Im sogenannten Jom-Kippur-Krieg starben Tausende Israelis. Während der ersten Tage verschafften sich die Streitkräfte Ägyptens und Syriens einen Vorteil, danach aber wendete sich das Blatt zugunsten Israels. Der Versöhnungstag im Jahr 1973 ging demnach als ein dunkler Tag in die nationale Geschichte des Landes ein und viele Menschen gedenken der Gefallenen.

Bild: Juden beten zum Abschluss des Jom Kippur Tages am 19.September 2018. Quelle: Ben Toren/FLASH90

Weitere News aus dem Heiligen Land