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Tischa BeAv: Der traurigste Tag im jüdischen Kalenderjahr

JERUSALEM, 29.07.2020 (DK) – Mit dem heutigen Mittwochabend begehen Juden auf der ganzen Welt den Feiertag Tischa BeAv. Es handelt sich dabei um einen der traurigsten Tage im jüdischen Kalenderjahr. Am 9. Tag des Monats Av wurden sowohl der salomonische Tempel im Jahr 586 v. Chr., als auch der herodianische Tempel 70 Jahre nach unserer Zeitrechnung zerstört. Anders als oftmals angenommen fällt der nationale Tag der der Buße nicht auf Jom Kippur, an welchem für individuelle Sünden gesühnt wird, sondern auf Tischa BeAv.

Katastrophen der Weltgeschichte auf Tischa BeAv datiert

Mit dem Sonnenuntergang beginnt das Bußfasten für viele Gläubige. Dabei wird nicht allein auf Nahrungsmittel, sondern auch auf Wasser, Baden und Vergnügen verzichtet. In den Synagogen verlesen die Rabbiner zum Auftakt die Klagelieder des Jeremias vor der Gemeinde. Nicht allein der Zerstörung der beiden Tempel wird während des Gottesdienstes gedacht. Viele weitere Unglücke in der Weltgeschichte werden auf diesen Tag datiert, wie beispielsweise die Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 und der Ausbruch des ersten Weltkriegs 1914. 

Der Überlieferung nach begann das Trauerfest bereits mit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten. Es wird angenommen, dass es sich bei dem Tag, an dem Gott die Israeliten für 40 Jahre in die Wüste schickte, um den 9. des Monats Av handelte. Die lange Wüstenwanderung sei eine Strafe dafür, dass das Volk den düsteren Berichten ihrer Kundschafter mehr Glauben als Gott geschenkt hatte. Wie uns das 4. Buch Mose berichtet, wurden die Israeliten wegen ihres Ungehorsams im Kampf von ihren Feinden geschlagen. 

Religiöse Juden gedenken den Opfern des Holocaust

In manchen Gemeinden wird an Tischa BeAv auch der Opfer des deutschen Völkermordes an den Juden gedacht. Landesweit erinnert sich Israel den Gräueltaten des Holocaust an einem staatlich festgelegten Nationalfeiertag. In einigen strengen Synagogen wird jedoch ein religiöses Trauerfest zum Anlass genommen. Am 22. Juli 1944, dem 9. Av 5702, begannen die Deportationen in das Vernichtungslager Treblinka, in welchem rund 900.000 Juden ermordet wurden. 

Bild: Eine jüdische Familie betet gemeinsam an Tisha BeAv. Quelle: David Cohen/Flash90

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