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Sie gaben ihr Leben für den Staat Israel

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 08.05.2019 – Nach Pessach und dem Holocaustgedenktag haben gestern Abend die Feiern zum israelischen Heldengedenktag begonnen. Er wurde im Beisein der Militärspitzen, des Staatspräsidenten und vieler Würdenträger vor der von Betenden völlig leer geräumten Westmauer (“Klagemauer”)  in der Altstadt Jerusalems begangen.

Um Punkt 20 Uhr heulten im ganzen Land die Luftalarmsirenen. Die Menschen stoppten ihre Autos und stellten sich eine Minute lang daneben. Seit 1860 werden die mittlerweile 23.741 Kämpfer und Soldaten gezählt, die vor und nach der Gründung Israels 1948 gefallen sind. Darunter sind neben Juden auch Drusen, Beduinen, Tscherkessen, Muslime und Christen. Seit dem Heldengedenktag vor einem Jahr sind die Namen von 56 uniformierten Männern und Frauen hinzugekommen, die bei Kriegshandlungen, Terroranschlägen oder unter anderen Umständen im Rahmen ihres Dienstes ums Leben gekommen sind. Weitere 40 Veteranen erlagen ihren Wunden und wurden offiziell als „Gefallene“ anerkannt.

Heimkehr nach 37 Jahren

Nach dem Entzünden einer Fackel hielt Staatspräsident Reuven Rivlin eine pathetische Rede, in der er die Heldentaten einiger Gefallenen erwähnte. Wie sehr der Staat sich um seine Soldaten kümmere, machte er am Beispiel des vor 37 Jahren im Libanon gefallenen Soldaten Zecharia Baumel klar, dessen sterbliche Überreste nach jahrelanger Suche und geheimdienstlichen Bemühungen von den Russen in Damaskus gefunden wurden. Sie sind dann während eines Besuches des israelischen Premierministers bei Präsident Putin im Rahmen einer militärischen Zeremonie feierlich den Israelis übergeben worden. Gedacht wurde auch der vier israelischen Toten, die erst vor wenigen Tagen durch den Raketenbeschuss aus Gaza ihr Leben verloren.

Heute um 10 Uhr heulten erneut die Sirenen, während in allen elektronischen Medien pausenlos über Militäraktionen, vergangene Kriege und die gefallenen Helden berichtet wird.

Streit um alternative Feier

In Tel Aviv fand während des offiziellen Heldengedenktags für die gefallenen Soldaten und Terroropfer eine alternative Feier der Organisation „Kombattanten für Frieden“ statt. Im Jarkonpark kamen etwa 9.000 Menschen zusammen, um gemeinsam mit Angehörigen palästinensischer Opfer der Toten auf beiden Seiten des Konflikts zu gedenken. In der Nähe demonstrierten Israelis. Sie hielten diese Feier für eine „Zumutung“ und Verunglimpfung des Gedenkens der eigenen Gefallenen.

Seit 2006 wird diese Zeremonie begangen, wobei das Besondere die Teilnahme von Palästinensern ist, deren Söhne als Selbstmordattentäter oder durch Schüsse israelischer Soldaten während Terroranschlägen ums Leben gekommen sind. Die Organisatoren reden davon, „Frieden“ und „Versöhnung“ zu schaffen.Während der Zeremonie kamen Palästinenser mit Videofilmen zu Wort. Dabei hetzten sie gegen die „grausame Besatzung“. Das sei die Wurzel allen Elends. Der Raketenbeschuss der Hamas auf Zivilisten in israelischen Städten wurde nicht erwähnt.

Fröhlicher Unabhängigkeitstag folgt

Das geballte nationale Trauern wird am Mittwochabend nahtlos übergehen in die fröhlichen Unabhängigkeitsfeiern. Es beginnt mit einer militärischen Zeremonie auf dem Herzlberg in Jerusalem mit bunten Paraden, weiteren Reden und dem Abspielen der Nationalhymne. Sobald dort das Feuerwerk gestartet ist, können auf den Festbühnen im ganzen Land Sänger und andere Künstler auftreten. Während des Tages hüllt sich das ganze Land dann in eine Rauchwolke, weil jeder in Parks und sogar auf Verkehrsinseln seine vorbereiteten Steaks oder marinierten Hühnerflügelchen grillt.

BILD: Israelische Soldaten stellten sich vor der Westmauer („Klagemauer“) in Jerusalem auf, um der Gefallenen und Terroropfer zu gedenken. Foto: Noam Revkin Fenton / Flash90

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