zurück zu Aktuelles

Berühmter Israeli in Berlin von Palästinensern attackiert

von Ulrich W. Sahm

BERLIN / JERUSALEM, 09.05.2019 – Im Berliner Viertel Neukölln ist der israelische Klarinettist Daniel Gurfinkel von einer Gruppe Palästinenser angegriffen und verprügelt worden, bis Polizisten eingriffen und ihn in Sicherheit brachten. Daniel Gurfinkel und sein Zwillingsbruder Alexander lassen sich an der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ zu Solisten ausbilden.

Die 1992 geborenen Zwillinge haben ihr musikalisches Talent von Großvater Arkady und ihrem Vater Michael geerbt. Die sind als Klarinettisten in Israel sehr bekannt. Die Zwillinge Alexander und Daniel wurden schon im Alter von zwölf Jahren vom Dirigenten Zubin Mehta eingeladen, als Solisten mit dem israelischen Symphonieorchester zu spielen. Inzwischen sind sie in aller Welt bekannt und haben Touren gemacht in Österreich, Schweiz, Frankreich und anderen Ländern Europas, China und in den USA.

Was genau am Samstagmorgen in Berlin vorgefallen ist, lässt sich anhand eines knapp zwei Minuten langen Youtube-Films nicht so einfach eruieren. Daniel Gurfinkel ist da bei einer Veranstaltung auf dem Hermannplatz in Neukölln sehen, wie er von einem Dutzend hasserfüllter Palästinenser verprügelt und ins Gesicht geschlagen wird. Was der Auslöser war, ist nicht zu erkennen. Laut Angaben unter dem Film habe Gurfinkel „Israel“ gerufen.

Aufruf zum Israel-Boykott

Zu sehen sind zahlreiche Palästinaflaggen und Plakate. Angeblich handelte es sich um eine „kulturelle Veranstaltung“ zum Gedenken an die „Nakba“ – die Vertreibung oder Flucht der Palästinenser aus ihrer Heimat infolge der Gründung des Staates Israel. Damals wurden sie noch „Araber“ genannt, weil sie erst 1968 durch Jassir Arafat die Bezeichnung „Palästinenser“ erhielten.

Gemäß den Angaben von Ruptly-TV, das den Film auf Youtube hochgeladen hat, begann die Veranstaltung am frühen Morgen mit Musik- und Tanzauftritten auf der Bühne. Es gab Verpflegungsstände und mehrere Poster der Boykott-Divestment and Sanctions (BDS)-Kampagne, darunter Plakaten mit Protest gegen den Eurovision Song Contest, der am 18. Mai in Tel Aviv stattfindet. Die Polizei ist zu sehen, wie sie ein Poster entfernte, auf dem der Eurovision Song Contest als “Kunstwäsche Apartheid” bezeichnet wird. Auf anderen Plakaten steht: „Jerusalem – Al Kuds ist die Hauptstadt Palästinas“ und „Vertreibung der Palästinenser*innen ist ein Genozid und ethnische Säuberung“.

Als Folklore angemeldet

Der Grünen-Politiker Volker Beck habe eine Beschwerde eingereicht, hieß es. Auf Twitter bezeichnete er die Gedenkfeier als “politisches Ereignis durch und durch”, während sie bei der Polizei als folkloristisches Ereignis angemeldet und genehmigt worden war.

Das nächste Konzert des Duo Gurfinkel zusammen mit der Pianistin Elisaveta Blumina steht in Hannover auf dem Programm. Neben der Ankündigung steht ein Zitat das Dirigenten Zubin Mehta, wonach die Brüder Gurfinkel zu den „talentiertesten Musikern der jungen Generation Israels“ zählen.

Foto: Screenshot Ruptly TV – Youtube

Hier das Video, das den Angriff auf den jungen Israeli dokumentiert:

Mehr über das Duo Gurfinkel (in englisch):

https://www.duogurfinkel.com

UPDATE: Mittlerweile hat die Berliner Polizei den Vorfall in einem E-Mail an unseren Korrespondenten Ulrich W. Sahm indirekt bestätigt. Hier das Mail im Wortlaut:

“Sehr geehrter Herr Sahm,
Angaben zu personenbezogenen Daten dürfen wir nicht mitteilen. Auch ein Einblick in eine Strafanzeige (Polizeibericht) ist nicht möglich. Allgemein kann ich Ihnen mitteilen, dass wir im Zuge der Veranstaltung auf dem Hermannplatz vom 4. Mai 2019 fünf Anzeigen wegen Körperverletzung, versuchter Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz aufgenommen haben.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit dennoch ein wenig helfen.
Freundliche Grüße aus Berlin.
Stefan Petersen
Der Polizeipräsident in Berlin
Pressestelle”

 

Weitere News aus dem Heiligen Land