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ESC in Tel Aviv: Ein Wettbewerb mit Herzblut

von Maximo Gonzales

TEL AVIV, 16.05.2019 – Eingefleischte Fans des Eurovision Songcontest (ESC) feiern, leben und atmen den Wettbewerb. Tel Aviv hat sich zu einem waschechten ESC-Fan gemausert. Israel war ein glanzvoller Gastgeber für den größten Musikwettbewerb der Welt und hat sich den rund 200 Millionen Fernsehzuschauern aus aller Welt bestens präsentiert. Am Ende des störungsfreien und – fast – unpolitischen Wettbewerbs gewannen die Niederlande das spannende Rennen, dicht gefolgt von Russland und Italien. Die Gastgeber waren etwas enttäuscht über den 23. Rang ihres israelischen Sängers Kobi Marimi. Er lag aber noch vor Deutschland, das Platz 24 von 26 belegte.

Die befürchteten Raketenangriffe aus Gaza gab es nicht, Boykottaufrufe gegen Israel liefen ins Leere. Superstar Madonna trat mit Tänzern auf, die verbotenerweise israelische und palästinensische Flaggen trugen und so für ein Zusammenleben warben. Mitglieder der isländischen Punkband „Hatari“ hielten bei der Bekanntgabe der Stimmen einige palästinensische Plakate in die Kameras – das war es aber schon mit dem Thema Politik.

Tel Aviv im ESC-Fieber

Der ESC hat ganz Tel Aviv in Atem gehalten. Man musste in den Wochen vor dem Großereignis nur den Gesprächen auf der Straße lauschen. Auch ohne Hebräisch zu verstehen, konnte man immer wieder das Wort „Eurovision“ aufschnappen. Israelische Flaggen, ESC-Banner, Plakate, Poster und Informationen für Touristen schmückten seit einiger Zeit die Straßen der Mittelmeer-Metropole. Aus Restaurants schallten alte Eurovision-Beiträge. Selbst Leute, die nicht viel mit dem Wettbewerb am Hut haben, wippten und sangen beispielsweise zu „Aba ni bi“, dem ersten israelischen Siegersong aus dem Jahr 1978. Zur Unterhaltung gibt es ESC-Motto-Partys und eine gigantische Fanmeile am beliebten Charles-Clore-Park direkt am Strand. Passend dazu fand dort auch ein internationales Food-Festival statt, mit Delikatessen aus aller Welt. Die Israelis haben ihr Herzblut in die Ausrichtung des ESC gesteckt.

Tränen bei Israels Sänger

Am Tag des großen Finales kann man die Aufregung in der Stadt trotz Schabbats spüren. „Andere haben vielleicht bessere Shows, wir haben den besten Sänger“, versicherte eine Sicherheitskraft im Kongresszentrum von Tel Aviv, dem Austragungsort des Wettbewerbs. Er meinte den israelischen Sänger Kobi Marimi, der stimmgewaltig seinen Titel „Home“ zum Besten gab. Angepeitscht vom israelischen Publikum lieferte er laut Journalisten vor Ort seinen besten Auftritt ab. Nach dem Lied konnte er seine Tränen nicht zurückhalten, die Menge rief im Chor laut „Kobi“. Am Ende reichte es für ihn nicht für einen der vorderen Plätze. Ebensowenig für die „Sisters“, die für Deutschland an den Start gingen. Laura Kästel und Carlotta Truman wurden sogar mit null Punkten vom Publikum bestraft. Von der Jury bekamen sie allerdings einige Punkte, sodass sie gerade noch am letzten Platz vorbei schlitterten.

Der ESC zieht weiter, Tel Aviv 2019 bleibt jedoch unvergesslich.

Bild: Der israelische Sänger Kobi Marimi wurde von den 7300 Zuschauern im Convention Center in Tel Aviv gefeiert, aber sein melancholischer Song „Home“ bekam von den Jurys und dem Publikum in Europa nur wenige Punkte. Foto: Esty Dziubov/TPS

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