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Erneut Kirche mutwillig beschädigt: Christenverfolgung in Palästinensergebieten

RAMALLAH, 20.05.2019 (TPS/IH) – Die Zahl religiös motivierter Angriffe auf Christen in den Palästinensischen Autonomiegebieten (PA) steigt weiter an. Innerhalb weniger Wochen sind drei Angriffe auf christliche Einrichtungen verübt worden.

Am Donnerstag wurde in die anglikanische Kirche in Aboud in der Nähe von Ramallah eingebrochen. Dabei wurden wertvolles Eigentum, sowie religiöse Gegenstände gestohlen. Bei diesem Vorfall soll es sich um ein religiös-motiviertes Hassverbrechen handeln. Das erzählte ein Bewohner der Ortschaft gegenüber dem israelischen Nachrichtendienst TPS. Der Mann, der in den Medien nur seine Initialen I.M. lesen möchte, sprach davon, dass die Atmosphäre im Dorf belastet sei. Der Vorfall sei ein weiterer Beweis dafür, dass der Konflikt zwischen Christen und Muslimen vorangetrieben werden soll.

Auch in das Kloster St. Charbel in Bethlehem wurde vergangene Woche eingebrochen – zum sechsten Mal innerhalb eines Jahres. Der Leiter des Klosters, Pater Yacoub Eid, hat sich an die PA gewandt mit der Bitte, die christlichen Heiligtümer zu schützen.

Christen in Jifnah: drangsaliert und schikaniert

Vergangenen Monat wurden Einwohner der christlichen Stadt Jifnah von Fatah-Aktivisten gewaltsam angegriffen. Es sollen Schüsse gefallen sein. Die Christen wurden dazu gezwungen, „Jizyah“, eine Art Schutzgeld, zu bezahlen. Zuvor hatte sich eine Christin bei der Polizei über den Sohn eines hochrangigen Fatah-Beamten beschwert.
Auf einem Facebook-Post beklagten Christen aus Jifnah den Verlust von Sicherheit und Eigentum. Sie forderten den neu ernannten palästinensischen Premierminister Mohammad Ishtayeh dazu auf, einzugreifen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Gegenüber TPS erzählte ein Augenzeuge, dass die Fatah-Mitglieder sie erpresst hätten, Jizyah zu bezahlen, „damit sie den Schutz der PA genießen können“.

Nur wer Jizyah bezahlt, darf eine nicht-muslimische Religion ausüben

Die Jizyah ist eine jährliche Pro-Kopf-Steuer, die nach islamischem Recht auf nicht-muslimische Personen mit Wohnsitz in muslimischen Ländern erhoben wird. Die Steuer ist eine Gebühr für den Schutz, den ein muslimischer Herrscher Nicht-Muslimen gewährt. Wer sie bezahlt, darf seine nicht-muslimische Religion mit einer gewissen kommunalen Autonomie ausüben. Sie gilt als Beweis für die Unterordnung der Nicht-Muslime unter den muslimischen Staat und seine Gesetze.
Nicht-Muslime empfinden die Jizyah überwiegend als Demütigung dafür, dass sie sich nicht zum Islam bekehrt haben.

Christliche Bevölkerung auf Rekord-Tief gesunken

Laut einer neuen Statistik des Muslimisch-Christlichen Rats in Jerusalem soll mittlerweile nur noch ein Prozent der Bevölkerung der PA christlich sein. Zehntausende Christen haben die Gebiete wegen religiöser Verfolgung bereits verlassen und sind ins Ausland abgewandert. Viele junge christliche Frauen sollen angegriffen, außerdem soll Landbesitz von Christen in großem Stil beschlagnahmt worden sein.
Einst zählten die Christen in den Palästinensergebieten eine ansehnliche Gemeinde, heute gibt es dort nur noch 45.000. Davon leben 4.000 in Jerusalem, etwa 1.000 Christen leben in Gaza.

Foto: Orthodoxe Christen in Ramallah bei einer Oster-Prozession. Bild vom 19. April 2014. Quelle: Issam Rimawi / Flash90.

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