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Verhaftungen, Tumulte und Proteste vor Pride Parade in Jerusalem

JERUSALEM, 06.06.2019 (IH) – Am heutigen Donnerstagnachmittag findet die 18. Gay Pride Parade in Jerusalem statt. Etwa 30.000 Teilnehmer werden erwartet, die Polizei trifft massive Sicherheitsvorkehrungen.
Am gestrigen Mittwoch hat Israel seinen ersten offen schwulen Kabinettsminister ernannt. Der Likud-Politiker Amir Ohana tritt als Justizminister die Nachfolge von Ajelet Schaked an. Ohana hat mit seinem Lebenspartner zwei Kinder aus einer Leihmutterschaft.

Rund 2.500 Polizisten werden während der Parade im Einsatz sein. Darunter auch Grenzpolizisten, Spezialeinheiten und Polizisten in Zivil. „Die israelische Polizei wird entschlossen Maßnahmen gegen jeden ergreifen, der beabsichtigt, die Pride Parade zu stören“, gab die Polizei in einer Erklärung bekannt. Während der Pride Parade im Jahr 2015 war eine 16-jährige Teilnehmerin von einem religiösen Extremisten getötet worden.

Zwei Personen festgenommen

Außerdem teilte die Polizei mit, dass sie am Donnerstagmorgen zwei Personen festgenommen habe. Es läge der Verdacht nahe, dass die beiden Personen planten, die Homosexuellen-Parade in Jerusalem zu stören. Beide Verdächtige wurden von der Polizei verhört, weitere Details über ihre Identität oder ihre Absichten wurden den Medien nicht mitgeteilt.

Bereits am Mittwoch wurde der rechte Aktivist Moshiko Ben Zikri verhaftet. Er hatte sich in den vergangenen zwei Jahren als Mitglied der LGBT-Gemeinschaft verkleidet, um während der Parade auf das Podium zu steigen und gegen das Ereignis zu protestieren. In seiner präventiven Verhaftung sieht Zikri sein Recht auf freie Meinungsäußerung verletzt und hat rechtliche Schritte eingeleitet.

Rechte organisieren Plakataktion

Unterdessen hat Bentzi Gopstein, Vorsitzender der rechtsextremen Gruppe Lehava, mitgeteilt, dass seine Gruppe von der Polizei die Erlaubnis erhalten habe, in der Nähe des Marsches zu protestieren. Sie werde Lautsprecher einsetzten, um diejenigen zu stören, die „Israel in eine Katastrophe steuern“. Zweck der Parade ist laut Gopstein „die Werte der jüdischen Familie aufzulösen und Jerusalem und ganz Israel in Sodom zu verwandeln“. Den Marsch nannte er „LGBT-Terrorismus“.

Am Dienstag hat eine weitere rechte Gruppe namens Hazon in der Stadt Plakate aufgehängt, um gegen gleichgeschlechtliche Familien zu protestieren. Auf den Schildern war „Vater und Mutter = Familie. Vom Mut, normal zu sein“ zu lesen. Die Stadtverwaltung von Jerusalem stufte sie als „Hassreden“ ein und ordnete an, die Plakate zu entfernen.

Vergangene Woche bat Jerusalems Oberrabbiner das Rathaus, keine regenbogenfarbenen LGBT-Fahnen aufzuhängen, da sie die Stadt „entstellten“. In einem Brief bat er Bürgermeister Mosche Lion darum, „uns diese Peinlichkeit zu ersparen“, was dieser ablehnte.

Im Gegensatz zum liberalen Tel Aviv ist Jerusalem stark religiös geprägt. Sowohl Juden, als auch Muslimen und Christen gilt die Stadt als heilig. In den Augen vieler Menschen ist sie deshalb auch der denkbar ungeeignetste Ort in Israel, um eine Gay Pride Parade zu veranstalten.

Foto: Die Gay Pride Parade am 2. August 2018 in Jerusalem. Quelle: Flash 90.

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